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ÖVP: Keine Hoffnung

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Erhard Busek hat recht — zumindest hat er nicht unrecht, wenn er etwa meint, daß das Ergebnis der EU-Beitritts- verhandlungen wichtiger ist als der Beitrittstermin. Oder wenn er anregt, daß man ohne Tabus über die Schaffung eines Berufsheeres nachdenken sollte.

„Rqcht haben“ ist aber kein politischer Bonus, der sich in Wahlerfolge umlegen läßt: Seit den siebziger Jahren wettert die ÖVP gegen die Verstaatlichtenpolitik der sozialdemokratischen Ressortminister. Genützt hat es nichts: weder der ÖVP, die recht behalten hat, noch der Verstaatlichten. Und Bmno Kreisky schaffte 1979 sein bestes Wahlergebnis, nachdem er in der Zwentendorf-Frage unrecht behalten hatte.

Im Kommunikationszeitalter gelten andere Regeln: Der Kandidat muß in erster Linie die Erwartungshaltung der Wähler treffen. Und dabei sind die Rollen verteilt: Franz Vranitzky vermittelt Sicherheit - selbst wenn er etwa über Einsparungen im Sozialsystem spricht, klingt das beruhigend und nicht nach Sozialabbau. Und die Forderungen nach Radikalreformen werden der Opposition allemal eher abgenommen als der ÖVP.

Buseks Antwort auf das Dilemma klingt grundvemünf- tig: Er will sich - und die ÖVP - als jene Kraft darstellen, die in der Regierung „Themen und Tempo“ vorgibt (siehe Seite 3). Leider wird das nicht funktionieren. Denn dazu müßten er und seine Partei etwas vermitteln, was sie - derzeit - nicht tun: nämlich Hoffnung. Alois Mock - als Gegenspieler von Bruno Kreisky und Fred Sinowatz — vermittelte die Hoffnung auf eine „andere Politik“. Danach versuchte die ÖVP, nicht ohne Erfolg, sich als Europapartei zu profilieren: der EG-Bei- tritt als Vision einer zukunftsorientierten Partei mit dem Koalitionspartner SPÖ im Schlepptau.

Derzeit signalisiert die ÖVP aber bloß: wir wollen das bleiben, was wir sind. Also die Nummer zwei in einer Regierung, die gegen die Wirtschaftskrise ankämpft. Und der Europakurs wird nicht mehr von der Zukunftsperspektive bestimmt, sondern von taktischen Schachzügen bei den Beitrittsverhandlungen.

Und andere große Themen sind nicht in Sicht.

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