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ÖVP-Team als Männerbund

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Am Wochenende hat nun auch die Volkspartei mit ihrem „Österreich-Kongreß“ den offiziellen Startschuß für die achtwöchige Intensiv-Wahlkampfphase gegeben. Ähnlich wie die SPÖ hat auch die Volkspartei in den Tagen zuvor die endgültigen Kandidaten-Listen unter Dach und Fach gebracht. Unter den 364 Kandidaten finden sich zahlreiche Nachwuchs-Politiker, aber nur wenige von ihnen dürfen mit einem sicheren Mandat rechnen. Nach Frauen muß man überhaupt lange Ausschau halten.

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Am Wochenende hat nun auch die Volkspartei mit ihrem „Österreich-Kongreß“ den offiziellen Startschuß für die achtwöchige Intensiv-Wahlkampfphase gegeben. Ähnlich wie die SPÖ hat auch die Volkspartei in den Tagen zuvor die endgültigen Kandidaten-Listen unter Dach und Fach gebracht. Unter den 364 Kandidaten finden sich zahlreiche Nachwuchs-Politiker, aber nur wenige von ihnen dürfen mit einem sicheren Mandat rechnen. Nach Frauen muß man überhaupt lange Ausschau halten.

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Geht man bei der Beurteüung jener Kandidaten, die nach dem 6. Mai mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Hohe Haus am Wiener Ring einziehen, vom zuletzt erzielten Mandats-Ergebnis (1975: 80 Mandate) aus, so ergibt sich folgendes Bild: Von 80 „sicheren“ Nationalratskandidaten sind nur 14 neu im Parlament; 66 Nationalratsabgeordnete, die den Sprung ins Parlament schaffen werden, gehörten diesem Gremium bereits zum Zeitpunkt seiner- Auflösung an.

Fünf Abgeordnete, die mit großer Wahrscheinlichkeit gewählt werden, sind im Laufe der nun abgelaufenen Legislaturperiode in den Nationalrat nachgerückt (auf Grund des Ausscheidens anderer Abgeordneter). Rechnet man die gänzlich neuen Kandidaten mit den „Nachgerückten“ zusammen, so ergibt sich in der 80köpfigen ÖVP-Mannschaft eine Erneuerungsquote von 19 Kandidaten gegenüber jener ÖVP-Mannschaft, die im Oktober 1975 gewählt worden ist. Bei den Sozialisten sind es vergleichsweise 20 Kandidaten, die beim letzten Wahlgang noch kein Mandat bekommen haben.

Daß die Erneuerung des ÖVP-Par-lamentsklubs eher bescheiden ausfällt, ist zu einem guten Teü darauf zurückzuführen, daß die ÖVP nach ihren großen Niederlagen von 1970 und 1971 einen sehr umfangreichen Wandel vollzogen hat: Damals wurde die Garnitur der langgedienten Mandatare besonders einschneidend gelichtet.

Auch diesmal befinden sich unter den ausscheidenden ÖVP-Abgeord-neten zahlreiche bekannte und altgediente „Parteisoldaten“: Etwa der frühere Verteidigungsminister Georg Prader, der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Arthur Mussil sowie die mit der Schulpolitik befaßten Abgeordneten Josef Gruber und Eduard Moser.

Keine Veränderungen im Vergleich zu den bereits 1975 von der Volkspartei eingebrachten Kandidatenlisten gibt es nur in den Bundesländern Salzburg und Vorarlberg: Alle „sicheren“ Kandidaten haben schon 1975 den Sprung ins Parlament geschafft. In allen übrigen Ländern gibt es ein bis zwei neue Abgeordnete. Veränderungen gibt es insbesondere auch auf den Wahlkreisverbandslisten, nach denen die Restmandate vergeben werden. Hans Gassner, Heribert Steinbauer und

Heinrich Neisser haben inzwischen den Sprung von einem Restmandat auf ein sicheres Grundmandat gemacht. Nur Felix Ermacora kann wie 1975 mit einem Restmandat rechnen.

Die drei neuen Restmandats-„Anwärter“ sind durchaus jene Kandidaten, die den Hauptteil der Erneuerung der ÖVP-Mannschaft ausmachen werden: Der erfahrene Diplomat Ludwig Steiner, der nach dem im Herbst zu erwartenden Auszug von Franz Karasek die Außenpolitik der ÖVP zur Gänze in die Hand nehmen wird und der auch als Minister-Kandidat gilt; der junge Wirtschaftsbund-Generalsekretär Wolfgang Schüssel, der die Riege der intellektuellen ÖVP-Mandatare wertvoll ergänzen wird; und schließlich Bundesgeschäftsführer Kurt Bergmann.

Daß die meisten bekannten „Neuen“ auf der Reststimmenliste auftauchen, läßt darauf schließen, daß sich die ÖVP-Zentrale unter der Führung von Josef Taus (der übrigens zwar auch in Wien die ÖVP-Liste anführt, aber ein steirisches Mandat annehmen wird) in den Landesorganisationen nicht wunschgemäß durchsetzen konnten. Da es eben Restmandate nur in beschränkter Zahl geben wird, konnte etwa der bekannte ÖVP-An-walt Michael Graff nicht mit einem sicheren Listenplatz versorgt werden.

Schade ist auch, daß qualifizierte Politiker der ÖVP in den Bundesländern weiterhin den Wechsel in die Bundespolitik bewußt vermeiden. Typisches Beispiel: Der oberösterreichische Schulpolitiker Karl Albrecht Eckmayr, der nur für den „Fall des Falles“ auf dem 16. Listenplatz aufscheint, um jederzeit nachrücken zu können.

Enttäuschend ist die ÖVP-Liste hinsichtlich der Beteiligung von Frauen am politischen Geschehen ausgefallen: Nur sieben ÖVP-Damen können mit einem Mandat rechnen. Nicht einmal zehn Prozent der ÖVP-Abgeordneten sind Frauen! Angesichts dieses Umstandes kann man dem Wiener ÖVP-Chef Erhard Busek umso mehr Respekt dafür zollen, daß er auf seiner Liste als einziger Landesparteiobmann wenigstens zwei sichere Plätze für Frauen freigemacht hat...

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