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Ohne Geschrei

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Enttäuschung herrschte bei manchen, die sich ab 1992 eine radikale Rundumerneuerung der Salzburger Festspiele versprochen hatten. Denn was das designierte Reformertrio - „Intendant" Ger­hard Mortier, Präsident Heinrich Wiesmüller und der kaufmännische und organisatorische Chef Hans Landesmann - in Salzburg der in­ternationalen Presse an Festspiel­ideologie präsentierte, bezeugte eines: Es wird keine Stunde Null geben, aber neue Akzente.

Im Mittelpunkt der Festspiele steht „Mozart - total". Erstmals seit langem wird Mozart mit den Hauptwerken wie mit den Jugend­opern präsent sein, bei deren Pro­duktion auch die Stiftung Mozar­teum Hilfestellung leisten wird. Opernklassiker des 20. Jahrhun­derts und Festspielopern wie Oli-vier Messiaens „Franz von Assisi", mit Künstlern wie Claudio Abbado, Ricardo Muti, George Solu sollen im Mittelpunkt stehen. Als Kon­trastprogramm sollen Barockopern am Programm stehen, etwa mit Nikolaus Harnoncourt. Außerdem soll es eine programmatische Ab­stimmung zwischen Oper und Konzertprogrammen geben.

Auch die dem Schauspiel zugrun­de liegende Idee soll erneuert wer­den. Vor allem Regisseure wie Luc Bondy, Patrice Chereau, Karl-Ernst Herrmann, Peter Stein oder Gior­gio Strehler sollen den Festspielen eine neue Ästhetik der Szene geben. Dabei sollen auch entsprechende Sängerensembles von höchster Qualität neu Bedeutung bekommen. Das würde heißen, vom leeren Star­kult endlich abzurücken, nachdem man jahrzehntelang für ein paar Sängerstars und ihre Plattenfirmen passende Werke gesucht hat, die dann den Salzburger Festspielen oktroyiert wurden.

In der Summe kommt also doch so etwas wie ein handfestes Um­krempeln bisheriger Salzburger Programm-Usancen heraus. Das soll allerdings ohne Reformgeschrei, Schritt für Schritt, vollzogen wer­den.

Das ist gut so, denn weder Künstler noch Publikum sollen verscheucht werden. Beide sollten die Zeichen verstehen, die das neue Trio künstlerisch und kulturpoli­tisch setzt.

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