6862923-1977_44_04.jpg
Digital In Arbeit

Ohne Kürzungen?

Werbung
Werbung
Werbung

Die Wissenschaft werde von den Kürzungen ausgenommen bleiben, die der Finanzminister allen Ressorts auferlegen muß, kündigte Minister Hertha Fimberg an. Die Globalziffern ihres Ressorts (auch wenn sie bis zum Beginn der Debatte im Finanz- und Budgetausschuß am 3. November streng geheim gehalten werden sollten) weisen auch eine Gesamtsteigerung von rund 645 Millionen auf - genau von 6,8 auf 7,5 Milliarden Schilling. Auch die großen Untergruppen weisen meist Verbesserungen auf - gespart wird offenbar vor allem im Haus am Minoritenplatz selbst dessen Ansätze von 108 auf 96 Mülionen reduziert wurden. Dagegen steigen die Gesamtaufwendungen für die Universitäten von 4,3 auf 4,7 Milliarden, jene für die wissenschaftlichen Anstalten von 68 auf 85 Millionen, für die Bibliotheken von 207 auf 317 Millionen, jene für die Kunsthochschulen von 359 auf 422 Millionen, und selbst die Museen und das Bundeskanzleramt können um je zehn Millionen mehr für sich verbuchen.

Doch wie es drin aussieht…?

Daß im Bereich der Universitäten der Personalaufwand um fast 400 Millionen steigt, ist wohl vor allem den inflationsbedingten Gehaltserhöhungen zu verdanken. Wenn dann aber für die Forschungserfordernisse, für die 1976 noch 67 Millionen aufgewandt wurden und für die 1977 56 Millionen zu Buch standen, nun nur noch 55,5 Millionen bereitgestellt werden, dann bedeutet dies eine Kürzung des Potentials um rund 15 Prozent gegenüber heuer und um rund 30 Prozent gegenüber 1976 - denn im wissenschaftlichen Bereich erreicht die Inflations rate eine Höhe von etwa 16 Prozent, wie internationale Experten errechnet haben.

Das gilt natürlich auch für die Institutionen der wissenschaftlichen Forschung: Gleichbleiben heißt Kürzung um 15 Prozent. Die beiden For schungsfonds bleiben bei ihren Ansätzen des Voijahres: jener zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung auf 144, jener für die gewerbliche Wirtschaft auf 170 Millionen. Auch die Akademie der Wissenschaften mit ihren Instituten und ihrem umfangreichen Mitarbeiterstab - der selbstverständlich die Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst mitmacht - muß sich mit ihren 84 Millionen wie 1977 begnügen. Dafür kann die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft um 5,5 Millionen oder rund 20 Prozent aufstocken, und auch das Institut für höhere Studien (Ford-Institut) kann mit einem Plus von runden 700.000 Schilling wenigstens einen Teil der Inflationsverluste aus gleichen.

Die Beteiligungen an internationalen Forschungskooperationen, schon in diesem Jahr um mehr als sieben MU- lionen vermindert, müssen eine weitere Kürzung in etwa gleicher Höhe in Kauf nehmen.

Auch die Studenten werden wohl lange Gesichter machen: Die für sie vorgesehenen Aufwendungen - schon von 1976 auf 1977 gekürzt — büßen (echt) weitere fünf Millionen ein, wobei vor allem die Heimsubventionen zum Handkuß kommen. Ob die gleichbleibenden Ansätze für die Mensen - 8,5 Millionen - und die Hochschülerschaft - 1,9 Millionen - (beide lagen 1976 noch höher) für eine wohl nun schon an der Grenze der 100.000 stehenden Studentenschar ausreichen sollen, wo die Sprecher der Hochschülerschaft seit Jahren über zu geringe Dotationen klagen? Auch die Aufstok- kung der Studienförderung von 290 auf 296 Millionen, also um knappe zwei Prozent, entspricht weder den Zuwachs- noch den Inflations raten.

Daß gespart werden muß, sieht jeder ein. Daß auch die Wissenschaft Haare lassen soll, muß man zur Kenntnis nehmen, auch wenn es hier gefährlicher ist als anderswo. Aber sagen sollte man es auch…

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung