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Ohne Schleier

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(Brucknerhaus Linz; „Salome" von Richard Strauss) Die zehn Millionen Schilling teure Opern- produktion, halb szenisch, halb konzertant realisiert von Hans Hoffer und nach fünf Aufführun- gen bestimmt für ein Gastspiel in Granada, ist kühn ausgefallen. Der Brucknersaal ist reduziert auf 900 Plätze, das Publikum sitzt auf der Bühne und blickt auf die Galerie.

Im Mittelpunkt der Szene ist Jo- chanaans Zisternen-Verlies ange- deutet, das der Prophet verläßt, um eine riesige stählerne Schwenk- brücke, die die Sicht behindert und ein Relikt aus dem Forum Metall sein könnte, zu betreten. Der Bruck- nersaal ist mit schwarzen Stoff- bahnen ausgelegt, Hoffer will die Symbolhaftigkeit des Werkes mit der Sprache des Lichtes und der Farben deuten.Der Verzicht auf Aktion verzerrt die Charaktere. Salome tanzt nicht, es fallen keine Schleier vor den Lustblicken des Herodes. Sein Satz: „Sie ist ein Ungeheuer" am Schluß gelten ei- ner als geläuterte Nonne dargestell- ten Salome, die nicht getötet wird. Das ist nicht Straussens Salome.

Bei solcher Auslegungswillkür muß die Musik siegen. Das machen Hildegard Behrens deutlich, seit 1977 unter Herbert von Karajan in Salzburg wohl noch immer die beste Salome, oder Heinz Zedniks Glanz- leistung als Herodes. In deren Schatten steht - als Einspringer - Peter Wimberger als Jochanaan. Musikalisch beglückt auch das teils unter der Hochbühne teils in Publi- kumshöhe postierte 102 Mann star- ke Bruckner-Orchester unter Franz Welser-Möst. Kurt Rydl und Ro- bert Holzer lassen als Nazarener ihre Bässe orgeln. Fazit: Das Opern- abenteuer im Brucknerhaus recht- fertigt auf keinen Fall die Kosten.

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