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Olympia 1980

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Die Agenturen melden eine neue Großoffensive der Sowjetunion in Afghanistan. Gleichzeitig begannen in Moskau die XXII. Olympischen Sommerspiele. Wen kümmert es, daß es dort wohl viel weniger Medaillen zu gewinnen als in Afghanistan Tote zu begraben geben wird?

Das Eröffnungsspektakel zeigte, wie viel den Russen an diesen Spielen liegt, wie sehr sie der Boykott ärgern muß, obwohl er sich in Grenzen hält. Immerhin: Nur 81 Länder nehmen teil (1972 in München waren es 122), weniger waren es zuletzt 1956.

Die Protestsignale von 16 Staaten (Einzug unter der Olympiafahne, oft keine Mannschaft nur ein Fahnenträger), verschwieg die sowjetische TV-Regie: Man zeigte nur die Namensschilder dieser Länder. Nicht gerade eine Bestätigung für jene, die meinten, Proteste in Moskau würden mehr wirken als ein völliges Fernbleiben . ..

Mit Applaus durften diese Länder nicht rechnen. Eher die „braven” Österreicher und die unter der Fahne ihres Nationalen Olympischen Komitees einziehenden Spanier. Der Grund: Spaniens Juan Antonio Sama-ranch ist Nachfolger des Iren Lord Kilianin als Präsident des Internationalen Olympischen Comites. Samaranch muß ein geschickter Diplomat sein: Zunächst Vertrauter Francos, dann Botschafter in Moskau und nun mit massiver Ostblock-Hilfe oberster Olympier.

Detail am Rande: 1976 boykottierten viele Afrikaner die Spiele, weil Neuseeland gegen Südafrika Rugbyspiele bestritt, heuer zogen sie zum Teil im Stechschritt mit militärischer Blickwendung zu Breschnews Loge ein. Ein Protest wie 1976, heuer durchaus gegen Großbritannien und Frankreich (Rugbyspiele gegen Südafrika) denkbar, blieb aus. Warum wohl?

Der politische Rahmen der Spiele (Ostblock-Gipfel, Waffengeschäfte mit PLO-Chef Arafat) ist bekannt, ebenso die Zensur gegenüber westlichen Journalisten und die Verleumdung von Touristen. Bezeichnend für den Moskauer „olympischen Geist”: Man trug bei der Eröffnung Friedenstauben im Stechschritt ins Stadion.

Eines muß man der Olympia-Eröffnung zugestehen: Die Sowjets können Einmärsche organisieren. Das war auch so 1956 in Ungarn, 1968 in der C*SSR und 1979/80 in Afghanistan ...

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