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Olympischem Feuer folgt Sparflamme

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1978 wird nicht nur für ganz Österreich, sondern ganz besonders auch für das Bundesland Tirol und nicht zuletzt für dessen Landeshauptstadt ein Jahr der Sparsamkeit.

Die vorweihnachtlichen Budgetverhandlungen des Tiroler Landtages standen im Zeichen einer geradezu katastrophalen Finanzsituation. „Der Bund will die Länder aushungern“, hat Landeshauptmann Wallnöfer in den letzten Jahren immer wieder geklagt, und es sieht fast so aus, als ob der Tiroler Landesvater mit dieser Befürchtung recht behalten sollte. Jedenfalls wird es nur durch rigorose Sparmaßnahmen möglich sein, den Jahreshaushalt 1978 noch einigermaßen im Gleichgewicht zu halten.

Das wohl spektakulärste Ereignis ist die Erwägung eines Baustopps für die neue Klinik in Innsbruck. Die Entscheidung wurde allerdings durch einen Prüfungsbericht des Rechnungshofes sowie das Gutachten eines schweizerischen Beratungsdienstes erleichtert, die ein umfassendes Uberdenken des Projektes dringend anraten. Wallnöfer kündigte daher an, daß nach Vorliegen der endgültigen Berichte neue Gespräche und Verhandlungen mit Universität und Ministerien notwendig sein werden, mit dem Ziel, die Planung nach neuen Erkenntnissen zu modifizieren.

Einschneidende Budgetkürzungen sind in nahezu allen Ressorts der Landesverwaltung vorgesehen. Am stärksten wird voraussichtlich der Sport beschnitten. Die Kürzung macht dort an die 40 Prozent aus. Um 35 Prozent weniger Mittel soll der Hochbau-Sektor erhalten. Für Hochbauten stehen heuer nur mehr 189 Millionen Schilling zur Verfügung, während es im Vorjahr noch um hundert Millionen mehr waren. Um rund 30 Prozent weniger Geld erhalten die Referate Wirtschaft, Landwirtschaft, Landwirtschaftsförderung, Kultur. Eine neu geschaffene permanente Budgetkommission soll die Maßnahmen kontrollieren. Außerdem wurde ein allgemeiner Personal-Aufnahmestopp verfügt.

Wie Finanzreferent Landesrat Dr.Luis Bassetti erklärt, klafft die Schere zwischen Ausgaben- und Einnahmenentwicklung von Jahr zu Jahr weiter auseinander, und es wird immer schwieriger, Schwerpunkte zu finanzieren. Das Landesbudget 1978 beträgt 6,478 Milliarden Schilling brutto und 4,028 Milliarden Schilling netto im ordentlichen Haushalt Im außerordentlichen Haushalt sind 415 Millionen Schilling Ausgaben mit 378 Millionen Schilling Darlehensaufnahmen zu bedecken. Die Pflichtausgaben (allein 2,7 Milliarden Schilling Personalkosten) machen bereits 83 Prozent des Budgets aus, nur mehr 400 Millionen Schilling sind frei verfügbar.

Den Gürtel enger schnallen, heißt es auch im Finanzbereich der Stadt Innsbruck. Auch hier werden die Einnahmen zunehmend geringer, und die Ausgaben wachsen ins Unendliche. Hatte die Tiroler Landeshauptstadt im Wirtschaftsjahr 1970/71 noch ein Einnahmenplus von 16,7 Prozent zu verzeichnen und 1972/73 mit 25,1 Prozent einen Kulminationspunkt, so lagen die Einnahmen 1975/76 um 0,47 Prozent unter den Ausgaben. Die eigentlichen Budgetberatungen werden diesmal wegen der im Herbst stattgefundenen Gemeinderatswahlen erst Ende Jänner erfolgen. Es steht jedoch bereits fest, daß der Innsbrucker Haushalt 1978 in seiner ordentlichen Gebarung Ausgaben von 1,280 Milliarden Schilling und Einnahmen von 1,231 Milliarden Schilling aufweisen wird. Das ergibt'einen Abgang von 49 Millionen Schilling. Im außerordentlichen Budget scheint vorerst die Summe von 300 Millionen Schilling auf, die aber noch etliche Abstriche erfahren dürfte.

Dank der Olympischen Winterspiele hat Innsbruck einen Entwicklungsvorsprung von ungefähr zehn Jahren. Das ist ohne Zweifel ein gewaltiger Vorteil, anderseits fällt es umso schwerer, nunmehr auf Sparflamme zu wirtschaften. Die allgemeine Entwicklung läßt jedoch keine andere Wahl, weder für das Land, noch für die Landeshauptstadt.

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