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Seit Jahrzehnten ist eine Aktion an den Schulen ein besonderes „außerlehrplanmäßiges" Angebot an die Lernenden: die Schulmilchaktion. Der legendäre englische Premierminister Winston Churchill befand schon, daß es keine bessere Investition für eine Gesellschaft gäbe, „als den Schulkindern Milch zu geben". Milch für die Heranwachsenden, für Knochenbau und Zähne, für bessere Erfolge in der Schule durch körperliche und geistige Fitneß, durch Regeneration in den Arbeitspausen, ist eine der einfachsten und billigsten Lernhilfen, die zu Schulbeginn schon eingeplant werden sollte.

Seit über 30 Jahren gibt es in Österreichs Schulen Milch als Pausengetränk. Von den anfangs (1953) 800.000 Schülern wurden etwa 185.000 Schüler mit Milch und Milchprodukten versorgt. Heute machen von den knapp eineinhalb Millionen Schülern im Bundesgebiet etwa 500.000 Jugendliche in den Schulen von der Schulmilchaktion Gebrauch. Zu dem bewährt günstigen Preis. Dort, wo die Schule Milch anbietet, wird sie auch konsumiert. In 80% der österreichischen Schulen funktionieren Anlieferung und Verteilung reibungslos, dennoch gibt es noch Gruppen von Schülern, die diese Begünstigung noch nicht zu spüren bekommen. Sei es aus Gewohnheit, mangelnder Information oder bestimmten Einstellungen.

Vor allem der der höheren

Schüler, die mit Milch oft nur im morgendlichen Kaffee in Berührung kommen oder - paradoxerweise - viele Bauernkinder, die nach Ansicht der Bäuerin „ohnehin ausreichend Milch zu Hause bekommen". Schulmilch zu bestellen ist ja kein Zeichen von mangelnder Ernährung daheim, sondern eine erfrischende und optimale Ergänzung der Mahlzeiten im Privatbereich.

Leistungskurve, Leistungsknick, Energiespender, Gehirntraining, Konzentrationsmangel, das sind Worte, die im Schulalltag längst Eingang gefunden haben und die auch vor den Jüngsten nicht haltmachen. Auf die Notwendigkeit einer richtigen Pausennahrung, ausreichender Vitaminzufuhr und energiereicher Hunger- und Durstlöscher, die nicht dick machen, haben schon viele Mediziner, Wissenschafter, Pädagogen, und auch viele Eltern, immer wieder hingewiesen.

Die 10-Uhr-Pause etwa entstand ja nach Untersuchungen der Leistungskurve, wonach nach einem stetigen Abfall nach

9 Uhr das absolute Tief kurz vor

10 Uhr vormittags erreicht würde. Je größer die Anforderungen an das Schulkind werden, desto wichtiger ist die Energiezufuhr und Möglichkeit zur Regeneration zum richtigen Zeitpunkt. Die, Unsitte, morgens nicht zu frühstücken, tut ein übriges, um die Leistungskurve noch ungünstiger zu beeinflussen. Befragungen der Schüler haben ergeben, daß zu viele der

Kinder morgens nicht gefrühstückt haben, wenn sie sich auf den Schulweg begeben. Milch und ihre Mixgetränke stechen unter vielen Nahrungsmitteln durch ihre gute Verdaulichkeit hervor. Dadurch fällt die Belastung der Schulkinder durch ermüdende Verdauungsabläufe praktisch weg. Die jüngeren Schüler schätzen den guten Geschmack, ebenso wie die älteren, die vor allem auch die Wirkung besticht: kein Völlegefühl und trotzdem satt.

... so gut wie die Rohmilch

Bei der Beurteilung der Milch als wichtigem Grundnahrungsmittel steht ihr Nährwert im Vordergrund. Der Konsument hat gewisse Vorstellungen über die Nahrungsmittel, die er tagtäglich verzehrt; so wünscht er von der Milch, daß sie natürlich, hochwertig und gesund ist. Von manchen Konsumentenkreisen wird jedoch befürchtet, daß jede Behandlung der Rohmilch zu einer Minderung der Qualität führe. Der Leiter des Labors für Milchwissenschaft an der ETH-Zürich, Prof. Dr. Z. Puhan, hat kürzlich zu den Auswirkungen der molkereimäßigen Verarbeitung der Rohmilch zur abgepackten, trinkfertigen pasteurisierten Milch Stellung genommen. Die Einführung des Pasteurisierens, anfänglich durch Dauererhitzen bei 62 bis 65 Celsius während 30 Minuten oder Kurzzeiterhitzung bei 71

bis 74 Celsius während 30 bis 40 Sekunden, hatte zum Ziel, verschiedene Keime in der Milch abzutöten, die Eigenschaften der Milch und deren Inhaltsstoffe jedoch nicht zu beeinträchtigen. Es war nicht in erster Linie beabsichtigt, die Haltbarkeit zu verlängern. Im Laufe der Zeit wurde dann die Erhitzungstemperatur bis auf über 80 Celsius erhöht, wobei gleichzeitig die Heißhaltezeit auf wenige Sekunden reduziert werden konnte.

Pasteurisierte Milch enthält relativ viele lebensfähige Mikroorganismen; sie ist somit keine Konserve und selbst bei Kühllagerung nur begrenzt haltbar. In der vorindustriellen Zeit mußte die Rohmilch nur einen kurzen Weg bis zum Konsumenten zurücklegen; die zunehmende Verstädterung verlangte jedoch andere Versorgungssysteme,

die eine molkereimäßige Behandlung der Milch sowie eine tadellos funktionierende Kühlkette bis zum Erreichen des Konsumenten erforderten. Milch enthält eine ganze Reihe von Vitaminen in unterschiedlichen Mengen. Für die in der Milch in bedeutenden Mengen vorkommenden Vitamine A, D und des B-Komplexes stellt diese eine wichtige Versorgungsquelle dar. Die fettlöslichen Vitamine A und D sind gegenüber den Temperatureinflüssen während der Pasteurisation unempfindlich. Bei den wasserlöslichen Vitaminen des B-Komplexes treten geringfügige Verluste zwischen 3 und 10% auf. Bei den übrigen Milchinhaltsstoffen wie Lactose, Mineralstoffen und Spurenelementen kommt es zu keiner hitzebedingten Veränderung, die sich auf den Nährwert auswirken würde.

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