6977130-1985_49_14.jpg
Digital In Arbeit

Oper an der Donau

Werbung
Werbung
Werbung

Wer derzeit in das Linzer Landestheater geht, wird mit dem Modell eines Musiktheater-Neubaues in Linz konfrontiert. Damit soll der Neubau eines Hauses forciert werden, das adäquat zum Brucknerhaus kulturell der Stadt gerecht wird, in dem aber vor allem neben den Sparten Operette, Musical und Ballett jede Oper zu spielen möglich ist. Gerade dafür ist das derzeitige Landestheater nicht geeignet.

Der schon äußerlich wenig attraktive Jugendstilbau ist nach mehrmaligen unglücklichen Umbauten dennoch viel zu klein und daher unwirtschaftlich und durch seine akustischen Unzulänglichkeiten den meisten musikalischen Aufführungen nicht gewachsen. Der zu tief angesetzte Orchestergraben platzt zumeist aus allen Nähten, was zu einer Unterbesetzung des Orchesters zwingt, so daß die richtige Klangbalance nicht erreicht wird.

Opern, die nach 1850 komponiert wurden, dürften demnach am Linzer Landestheater eigentlich gar nicht gespielt werden und erleben unter den genannten Umständen keine gültige Wiedergabe. Diese tristen Erfahrungen haben vor etwa einem Jahr Linzer Musikjournalisten und -f achleute aller Medien auf den Plan gerufen, nach dem Vorbild anderer Städte einen Verein mit dem Ziele einer neuen Musikbühne in Linz zu gründen. Die „Freunde des Linzer Musiktheaters“ haben sich inzwischen zu einem „mächtigen Häuflein“ von Enthusiasten gemausert, mit deren Ideen sich auch die Kulturverantwortlichen der Landeshauptstadt identifizieren. Die Initiatoren versuchten von Anfang an, durch eine Fülle von Aktivitäten in der Öffentlichkeit das Interesse für ihre Ideen und Ideale auf breiter Ebene zu wecken und mittlerweile zählt der Verein einige hundert Mitglieder, seit kurzem läuft eine Unterschriftenaktion.

Der Wiener Architekt Rupert Falkner hat als Pendant zu seinem neuen Linzer Rathaus am Urfahrer Brückenkopf — etwa 300 Meter vom Hauptplatz entfernt — ein multifunktionelles Kulturzentrum entworfen. In ihm sollen inner- und außerhalb des Gebäudes, unter Kolonnaden zur Donau hin, auf Plätzen sowie auf den Dachterrassen des Zuschauerund Bühnenhauses kulturelle Veranstaltungen verschiedener Art durchgeführt werden können. Den zentralen, runden Kernteil des Gebäudekomplexes bildet der Zuschauersaal mit einem hohen Bühnenhaus. Parkett und zwei Ränge sollen 1000 Personen aufnehmen können, auf dem Platz zwischen dem Kulturzentrum und den Kolonnaden bis zur Uferpromenade hin können bei Veranstaltungen bis zu 3000 Personen Platz finden. Die Konzeption von Zuschauerraum und Bühne ermöglicht verschiedene Inszenierungsformen.

Die Baukosten für Falkners Projekt werden auf 680 Millionen Schilling geschätzt - eine Summe, für deren Aufbringung die Rückführung von für einen Bahnhofsneubau abgetretenen Grundstük-ken ins Eigentum des Landes die finanzielle Startbasis bilden sollte. Ein Architektenwettbewerb ist jedenfalls vorgesehen.

Bei den führenden oberösterreichischen Politikern haben die Musikfreunde offene Türen eingerannt und ein geneigtes Ohr für die Anliegen gefunden. Landeshauptmann Josef Ratzenböck kann sich bis zum Jubiläumsjahr 1990 (500. Wiederkehr der Stadterhebung von Linz) den Spatenstich für ein neues Theater vorstellen, zur Vorsorge der Finanzierung hat er den Wunsch eines Theater-Neubaues bereits beim Bund deponiert. Diese Absichtserklärung ergänzt Bürgermeister Hugo Schanovsky noch durch einen Hinweis auf den Vorrang dieses Projektes für Linz und Oberösterreich, „weil unsere Theaterverhältnisse ungenügend sind“.

Immerhin ermunternde Prognosen für ein Musiktheater, dessen Modell in den Köpfen der Maßgeblichen Gestalt anzunehmen scheint.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung