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Optimismus abgelegt

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Die Umstellung der Bausparbegünstigung durch den Finanzminister von der bisherigen Steuerbegünstigung auf das neue Prämiensystem hat nicht nur unter den Bausparern Verwirrung ausgelöst. Auch drei Wochen nach der Bekanntgäbe des neuen Systems durch Finanzminister Androsch sind sich die Bausparkassen noch nicht im klaren, ob sie sich freuen oder ob sie das neue System ablehnen sollen.

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Die Umstellung der Bausparbegünstigung durch den Finanzminister von der bisherigen Steuerbegünstigung auf das neue Prämiensystem hat nicht nur unter den Bausparern Verwirrung ausgelöst. Auch drei Wochen nach der Bekanntgäbe des neuen Systems durch Finanzminister Androsch sind sich die Bausparkassen noch nicht im klaren, ob sie sich freuen oder ob sie das neue System ablehnen sollen.

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Von den 18 Milliarden Schilling, die im vergangenen Jahr für den Wohnbau in Österreich aufgewendet wurden, haben die Bausparkassen ein Drittel, also sechs Milliarden, finanziert. Dieser große Anteil rechtfertigt ihrer Meinung nach ihre offensichtliche Bevorzugung vor anderen Sparformen, indem der Staat ihre Sparer begünstigt und dadurch eine weit höhere Rendite als bei anderen Sparformen gewährt. Ob diese Begünstigung nun, nach Einführung des neuen Systems, noch das Ausmaß erreicht, wie es bis Ende dieses Jahres üblich ist, scheint mehr als unklar. Während das Finanzministerium der Ansicht ist, daß etwa 75 Prozent der Bausparer ab 1. Jänner 1973 bessere Bedingungen haben werden als bisher, hat der anfängliche Optimismus der Bausparkassen einer skeptischeren Haltung Platz gemacht.

Wesentlich besser als bisher dürften nur Ledige mit einer Steuerbemessungsgrundlage bis 123.000 Schilling abschneiden. Vorteile aus der neuen Regelung werden, nach den Berechnungen der Bausparkassen, auch verheiratete Alleinverdiener ohne beziehungsweise mit einem Kind aus dem neuen System ziehen, so ihr Jahreseinkommen 56.000

Schilling nicht übersteigt. Bewegt sich ihr Einkommen bis 80.000 Schilling, so werden sie nicht schlechter abschneiden als bisher. Liegt ihre Steuerbemessungsgrundlage aber über 80.000 Schilling — und das gilt für einen Großteil der Bausparer —, so müssen sie mit Nachteilen gegenüber dem alten System rechnen. Ähnlich ist die Situation auch bei Verheirateten mit zwei Kindern. Die ÖVP sieht die Situation noch schwärzer: Klubobmann Prof. Koren legte Journalisten eine Tabelle vor, wonach ein Alleinverdiener ohne Kind bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von mehr als 40.000 Schilling bereits einen jährlichen Zinsverlust von 163 Schilling verbuchen muß. Alleinverdiener mit zwei Kindern und einem Jahreseinkommen über 84.000 Schilling verlieren dieser Berechnung zufolge jährlich 716 Schilling.

Wenn man auch bei den Bausparkassen die Richtigkeit dieser Berechnungen bestreitet, gibt man doch zu, die Unsicherheit der letzten Monate im Geschäft deutlich verspürt zu haben. Die Kassen hoffen zwar, mit der neuen Regelung eine große Zahl von Kleinsparern mit geringem Einkommen dazu zu gewinnen, auch nimmt man als sicher an, daß die

Bezieher der unteren Hälfte der mittleren Einkommen im bisherigen Ausmaß weiter sparen werden, aber im oberen Bereich der mittleren Einkommen stellt sich bereits die Frage, ob nicht doch das Sparen mit einer Lebensversicherung günstiger sei.

Die Bausparkassen sind keineswegs sicher, daß sie nach der Abänderung des bisherigen Systems schlechter abschneiden werden als bisher. Aber man hat bereits viel von dem Optimismus der ersten Stunden abgelegt und weist auch darauf hin, daß es nur Sinn der Reform sein kann, die Bauspartätigkeit und damit den Wohnbau in Österreich zu fördern. Sollte dies nicht gelingen, so müßte man im Finanzministerium eine neuerliche Abänderung des Systems vornehmen. Denn die finanzielle Situation der Institute ist keineswegs rosig: Einlagen von 13,4 Milliarden standen zum Ende des Vorjahres Kredite von mehr als 16,7 Milliarden Schilling gegenüber. Da noch kein Gesetzentwurf und auch kein Entwurf für die Durchführungsverordnungen vorliegt, wagen die Sparkassen die Auswirkungen der Systemänderung noch nicht zu kommentieren, allgemein erwartet man aber einen Boom an Vertragsabschlüssen bis zum Jahresende. Im Februar 1973 will man bereits den ersten Trend feststellen können. Ob dieser Trend nicht eine Abwanderung verärgerter Kontensparer von den Kreditinstituten, die ihre 3,5 Prozent Zinsen gegen die durchschnittlich achtzehnprozentige Rendite des Bausparens eintauschen wollen, bedeuten wird, kann man jetzt noch nicht sagen.

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