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Orientierung ist gefragt

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Die FURCHE geht keine bequeme Erfolgsstraße, sondern vielmehr einen sehr solitären Weg für eine österreichische Zeitung. Deshalb ist sie unbequem und unersetzlich.

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Die FURCHE geht keine bequeme Erfolgsstraße, sondern vielmehr einen sehr solitären Weg für eine österreichische Zeitung. Deshalb ist sie unbequem und unersetzlich.

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„Klare katholische Gesinnung, auf Zusammenarbeit der gläubigen Christen in liebevoller Haltung auch gegenüber den getrennten christlichen Brüdern bedacht, aufgeschlossen gegenüber den seelischen und leiblichen Bedürfnissen und berechtigten Lebensansprüchen der arbeitenden . . . Volksschichten, mutig stets zu einem freien Wort bereitstehend, wo es gut, Träge, Kurzsichtige in den eigenen Reihen zu Aktivität und Vorwärtsschreiten anzuspornen - nicht zuletzt in strenger Unabhängigkeit von jeder politischen Partei und die eigene Fähigkeit, unbehindert durch Parteischranken, der Gerechtigkeit und der christlichen Liebe zu dienen“: Das empfahl Friedrich Funder in seinem Vermächtnis der FURCHE, niedergeschrieben am 30. Mai 1959.

Wenn es nicht gelingt, Woche für Woche diese Sendung zu erfüllen, so liegt das nicht an der Größe des Auftrages, sondern an der Unzulänglichkeit der Erben, ihn zu erfüllen.

Diese grundsätzliche Orientierung ist es aber, die die unverwechselbare Funktion der FURCHE in der pluralistischen Medienszene und Gesellschaft dieses Landes ausmacht.

Um es mit Karl Steinbuch zu sagen: „Wir werden zwar in unserer Zeit viel mehr informiert als unsere Vorfahren — aber dieses .Mehr' bringt kein besseres Verständnis, keine vernünftigeren Urteile und kein besseres Handeln, sondern vor allem mehr Selbsttäuschung, mehr Verführung und mehr Verrücktheit.“ Daher rühren heute die vielfältigen Verdrossenheiten, Verunsicherungen, Ängstlichkeiten. Verwirrung herrscht, wo es an Orientierung mangelt.

Das ist die Herausforderung, der sich die FURCHE in der Gegenwart erst recht zu stellen hat: Klare Standpunkte, ehrlich deklariert und deutlich profiliert, und ausgeprägte Meinungen sind gefragt — und das sogar zunehmend.

Zugegeben: Dabei können Spannungen entstehen, können — müssen sogar — Kontroversen aufbrechen, nur eines darf unter keinen Umständen geschehen: daß Gräben aufgerissen werden.

Diese Spannungen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche, klar angesprochen, sollen die Zeitung spannend und interessant machen. Damit erst wird das Gespräch, der Dialog möglich, die geistigen Kräfte herausfordernd, der Integration und der Verständigung dienend.

Dienen: Durch Information über die Zusammenhänge des gesamten gesellschaftlichen Lebens, die in die Tiefe geht und die zur Meinungsbildung — ohne den Versuch von Indoktrination—beiträgt, hat die FURCHE über ihre Mission hinaus eine chancenreiche Funktion. Es gilt, sie zu nützen. Wir müssen uns anstrengen.

Wir müssen uns auch anstrengen, gefällig zu sein: dort, wo es um die Aufbereitung, um die Entschlüsselung, um die Aufmachung geht. Wir wollen damit die Leser nicht auf-, sondern anregen. Gefällig sein in diesem Sinn bedeutet aber keine inhaltlichen Konzessionen, keine Niveauanpassung an den breiten Ge-scHmäck.

Die FURCHE ist heute die klassische österreichische Wochenzeitung auf gehobenem Niveau. Daß sie es bleibt, wird unseren vollen Einsatz fordern.

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