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Orpheus' Triumph

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(Salzburger Festspiele, Felsen- reitschule; ,,Orpheus"-Zyklus) Orpheus, der thrakische Sänger aus vorgeschichtlicher Zeit, schlägt selbst Sängerstars wie Placido Domingo. Dte Salzburger Festspie- le können mit diesem Zyklus einen der größten Erfolge verbuchen. Um Orpheus reißt sich das Publikum. Claudio Monteverdis dramatische Fabel „Orfeo" erwies sich dabei allerdings als das packendste, „modernste" Werk. Libretto und Musik sind zwar aus dem Geist der Mythologie und der Renaissance geboren, aber in der Darstellung der Konflikte zwischen Welt und Unterwelt, Körper und Seele, Menschen und Götterfiktionen, wirkt Monteverdis Botschaft weit menschlicher als etwa Christoph Willibald Glucks „ Azione teatrale" um „Orfeo ed Euridice" (Wiener Fassung von 1762) oder gar Joseph Haydns mit klassischem Bildungs- gut überfrachtetes Dramma per musica „Die Seeledes Philosophen" von 1791.

Ist der Abstieg Orpheus' in den Hades und der Moment der Begeg- nung mit Eurydike für Monteverdi das zentrale, aufregende Schlüs- selereignis, so komponierten Gluck und Haydn theoretische Program- me: der eine sein „Zurück zur Na- tur" in der Oper, der andere die aufklärerische Rekonstruktion des mythischen Stoffs, bei dem das Publikum von 1791 an alles glaub- te, nur nicht mehr an den Abstieg des Sängers in die Unterwelt.

Die drei Aufführungen begeister- ten durch hohe Qualität der Sänger und der Musikerensembles. John Eliot Gardiner, English Baroque Solists, Monteverdi Choir und die Sänger Derek Lee Ragin, Sylvia McNair und Anthony Rolfe John- son führten Monteverdi und Gluck zum Triumph, Helmuth Rilling, Gächinger Kantorei, Kammeror- chester Carl Philipp Emmanuel Bach, Pamela Coburn, Uwe Heil- mann und Sylvia Greenberg bril- lierten mit einer technisch makel- losen Wiedergabe.

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