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Ostabhängig vor allem bei Energie

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Seiner geographischen Lage und seinem neutralen Status entsprechend hat Österreich einen relativ bedeutenden Osthandel. Er konzentriert sich vor allem auf einige Roh- und Grundstoffe.

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Seiner geographischen Lage und seinem neutralen Status entsprechend hat Österreich einen relativ bedeutenden Osthandel. Er konzentriert sich vor allem auf einige Roh- und Grundstoffe.

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Die wirtschaftliche Neutralitätspolitik ist in erster Linie eine Politik, die bereits im Frieden durch wirtschaftliche Maßnahmen den Status der Neutralität verbürgt und ihre Sicherung auch für den Kriegsfall gewährleisten soll. Sie soll auch im Falle eines Wirtschaftskrieges ermöglichen, daß das eigene Wirtschaftssystem von

Pressionen von der einen oder anderen Seite freigehalten werden kann.

Daher muß Österreich als neutraler Staat auch bereits zu Friedenszeiten bei der Entwicklung seiner Außenwirtschaftsbeziehungen seine Dispositionsfreiheit für den Krisenfall im Auge behalten.

Ein wichtiges Moment bei der Erhaltung einer konsequenten wirtschaftlichen Neutralitätspolitik ist die relative Ausgewogenheit und regionale Streuung des Außenhandels. Aufgrund der geographischen Lage und historischen Beziehungen Österreichs hat der Osthandel (mit den RGW- Ländern) mit über elf Prozent einen beträchtlichen Anteil an den Gesamtausfuhren, der mit Abstand über dem der BRD (vier Prozent) und jenem in der OECD (etwa 3,5 Prozent) liegt.

Die bedeutendste Rolle spielt der RGW-Raum für den Absatz Österreichs von Eisen und Stahl. Fast ein Viertel der Stahl-Exporte Österreichs entfallen im Jahr 1982 auf die RGW-Region. überdurchschnittlich hohe Anteile gibt es auch bei chemischen Produkten (18 Prozent).

Die wirtschaftliche Verflechtung mit und die ökonomische Abhängigkeit von westlichen Staaten ist weitaus ausgeprägter. Fast die Hälfte der österreichischen Exporte geht in den EG- Raum, allein in die BRD 30 Prozent. Dazu kommt noch, daß über die Hälfte der österreichischen Einnahmen aus dem Fremdenverkehr von deutschen Touristen erbracht werden. ‘

Auch importseitig ist die Abhängigkeit groß. Fast 60 Prozent der österreichischen Importe werden aus dem EG-Raum, 40 Prozent allein aus der BRD bezogen.

Für die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Osten ist der österreichische Transithandel sowie die Kreditvergabe Österreichs an die RGW-Staaten gleichfalls von beträchtlicher Bedeutung. Etwa ein Viertel der vom österreichischen Transithandel vermittelten Güter stammt aus den RGW-Län- dern, hauptsächlich aus Ungarn, der UdSSR und der DDR.

Die Nettoforderungen Österreichs gegenüber den Oststaaten betrugen Ende 1981 insgesamt über 100 Milliarden Schilling, wobei der Anteil der Banken etwa 75 Prozent betrug. Der Anteil Österreichs an den Ostkrediten des Westens stieg von 5,3 Prozent im Jahre 1976 auf 8,2 Prozent im Jahre 1981.

Der Anteil des Ostens an allen Auslandskrediten österreichischer Banken liegt zur Zeit etwas über einem Viertel. Davon wurde allerdings fast die Hälfte in Schilling erteilt und in erster Linie für Exportfinanzierung eingesetzt. Dieser Teil der Kredite unterliegt also keinem Währungsrisiko.

Die Frage der Ost-West-Wirt- schaftsbeziehungen bekommt vom neutralitätspolitischen Gesichtspunkt eine besondere Note, da Brennstoff- und Energiebezüge bei den Importen aus Osteuropa und der UdSSR eine gewichtige Rolle spielen. 85 Prozent der Importe aus der UdSSR und ein Drittel der Importe äus Osteuro pa bestehen aus Brennstoffen und Energiebezügen.

Das gesamte Aufkommen an Energie aus inländischer Erzeugung und Importen wird zur Zeit nur zu einem Drittel im Inland gedeckt, während zwei Drittel aus dem Ausland kommen. Im Jahre 1981 setzten sich die Energieimporte mengenmäßig zu 46 Prozent aus dem RGW und zu 54 Prozent aus der übrigen Welt zusammen.

Der Anteil des RGW unterscheidet sich bei einzelnen Energieträgern. Er ist besonders groß bei Erdgas und Kohle.

Es ist davon auszugehen, daß auch im Kriegsfälle die Versorgung mit Brennstoffen durch Importe von beiden kriegsführenden Seiten gewährleistet werden kann. Eine weitere Frage ist, ob Österreich durch eine allzu große Energieimport-Abhängigkeit Pressionen durch die eine oder andere Seite ausgesetzt werden könnte, welche seine Neutralität gefährden könnte. Die OPEC- Staaten, insbesondere die Länder des Nahen Ostens, sind vom Neutralitätsstandpunkt kaum eine sicherere Lösung.

Der einzige Ausweg sind einerseits ständige Bemühungen, insbesondere durch Rationalisie- rungs- und Sparmaßnahmen, die Importabhängigkeit nicht allzu rasch weiter zu vergrößern. Andererseits ist ein über ganz Europa verzweigtes Energieverbund- und Rohrleitungssystem anzustreben, denn nur solch ein System schafft die Möglichkeit, bei einem eventuellen Ausfall eines Lieferanten, aus welchen Gründen auch immer, die Versorgungswege rasch zu verlegen.

Auszug aus einem Vortrag, der am 11. März im Rahmen einer Veranstaltung der Gesellschaft für politisch-strategische Studien und des Akademikerbundes in Wien gehalten wurde.

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