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OSTERREICH IM WOHLSTAND

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Die Wirtschaft ist weiter gewachsen und der materielle Wohlstand gestiegen, die Spareinlagen haben schwindelnde Höhen erreicht...

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Die Wirtschaft ist weiter gewachsen und der materielle Wohlstand gestiegen, die Spareinlagen haben schwindelnde Höhen erreicht...

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Nominell hat sich der private Konsum in den achtziger Jahren etwa verdoppelt. Berücksichtigt man aber die Preissteigerungen, so verringert sich dieser Zuwachs auf 30 Prozent, was immer noch beachtlich ist und etwa der Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts entspricht.

Der höhere Wohlstand spiegelt sich auch in der Bautätigkeit wider: Um mehr als zehn Prozent nahm sowohl die Zahl der Gebäude als auch die der Wohnungen zu (in den westlichen Bundesländern sogar um mehr als 20 Prozent). Höher ist auch der Wohnstandard. Der Anteil der Wohnungen mit Zentralheizung, Bad/Dusche und WC ist in allen Bundesländern auf über 50 Prozent gestiegen, nachdem er vorher zum Teil deutlich darunter gelegen ist. 1991 waren in Österreich 63 Prozent der Wohnungen der Kategorie A zuzurechnen.

Nicht unbeachtlich war der Preisanstieg in der letzten Dekade. Im Durchschnitt belief er sich auf 30 Prozent. Die größten Veränderungen gab es dabei bei der Ernährung, den Ausgaben für Miete und Wohnung. Die Preise für Beleuchtung und Beheizung sind hingegen sogar leicht gesunken (um zwei Prozent) - ganz im Gegenteil zum starken Anstieg der Energiepreise im Gefolge der Öl-schocks in den siebziger Jahren.

Anteilsmäßig kam es zu Verschiebungen bei den Konsumausgaben: Relativ weniger wird für Nahrungsmittel , Getränke und Tabak, sowie für Bekleidung ausgegeben. Recht deutlich gestiegen sind hingegen die Aufwendungen für Wohnung, Heizung und Beleuchtung (wobei vor allem die gestiegenen Wohnungskosten ins Gewicht fallen dürften).

Neben höheren Konsumausgaben ist auch ein beachtlicher Anstieg beim Sparen festzustellen (+ 80 Prozent). Bei den privaten Haushalten stieg der entsprechende Wert noch deutlicher: von 64 auf 161 Milliarden Schilling. Diese Veränderungen sind auf dem Hintergrund der höheren Einkommen zu sehen. Sie sind pro Kopf der Arbeitnehmerundpro Monat von 13.540 Schilling (1980) auf 23.430 (1991) gestiegen, was - berücksichtigt man die Geldentwertung - real einem Zuwachs von nur rund 20 Prozent

entspricht. Stärker als die Einkommen der Unselbständigen sind jene aus Besitz und Unternehmung gestiegen. Ihr Anteil hat sich um ein Viertel auf fast 26 Prozent des Inlandsprodukts erhöht. Die achtziger Jahre waren also eine gute Zeit für Kapitaleigner.

Am deutlichsten spiegelt sich die große Dynamik der Wirtschaft wohl in den Produktivitätssteigerungen der Industrie wider: Da gab es ein Plus von 58 Prozent, Ausdruck eines enormen technischen und organisatorischen Wandels. Damit liegt die Steigerung der Produktivität deutlich über den Produktionssteigerungen der Industrie (35 Prozent), was in Beziehung mit dem gesunkenen Arbeitskräfteeinsatz in diesem Wirtschaftsbereich zu sehen ist.

Die Dynamik ist jedoch in den einzelnen Sektoren sehr unterschiedlich. Starke Produktionszuwächse gab es bei den elektrotechnischen Einrichtungen, den Transportmitteln, den Bauinstallationen, den Metallwaren und bei den Druckereien. Sinkend hingegen war die Tendenz im Bergbau und bei der Bekleidung, während die Textilerzeugung, die Feinmechanik und Optik stagnierten.

Unterschiedlich war auch die Dynamik von Industrie und Gewerbe in den einzelnen Bundesländern. Den größten Zuwachs verzeichneten Salzburg und Tirol (54 bzw. 62 Prozent), während das Burgenland und Kärnten deutlich unter dem österreichischen Schnitt liegen (mit 15 beziehungsweise 26 Prozent).

Der wirtschaftlichen Expansion steht ein vergleichsweise geringerer Zuwachs beim Energieverbrauch (15 Prozent) gegenüber, was manche als Erfolg verbuchen.Tatsächlich ist aber von der Energiefront keine wirkliche Verbesserung zu melden: Weiterhin stammen rund zwei Drittel der Primärenergie aus dem Ausland und die Effizienz der Energienutzung hat sich in der letzten Dekade sogar geringfügig verschlechtert. Nur 56 Prozent der eingesetzten Energie wurden 1991 tatsächlich genutzt.

Die erfreulichen Aspekte auf dem Energiesektor sind der deutlich erhöhte Einsatz von Biomasse aus dem Inland und der verringerte Erdölimport.

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