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Othello: Braves B ildungstheater

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Viele wollten das Stück endlich wieder einmal im Burgtheater. Jetzt haben sie es. Hans Lietzau inszenierte Shakespeares „Othello“: Gewissenhafte, brave Theaterarbeit.

Aber es gibt etwas in dieser Aufführung, was uns angeht — das ist der Jago, wie Joachim Bißmeier ihn spielt. Ein Teil der Kritiker stieß sich an der Blässe dieser bösen Schlüsselfigur, daran, daß sie hier zu wenig von ihren Motiven preisgibt.

Genau damit jedoch macht Bißmeier sichtbar, was nicht zufällig erst nach dem jüngst gespielten Akt der Weltgeschichte zum Begriff wurde: Die Banalität des Bösen. Bißmeiers Jago: Ein glatter, blasser Schuft, der dem Zuschauer mit keinem Satz den kalten

Schauer über den Rücken laufen läßt, unbedeutend und undämonisch wie Eichmann. So wird am schlimmen Ende interessanter als die Frage, warum Jago so gehandelt hat, die, wie so etwas möglich war.

Die beantwortet Norbert Kappen als Othello, dessen latente Bereitschaft zur Raserei Jago die Stichwörter liefert: die überzeugende Studie des seelisch verwundeten Außenseiters, aber im Rahmen des Gewohnten. Sunnyi Melles ist eine ungewohnt blasse Desdemona.

An Gratzers Inszenierung im Schauspielhaus vor wenigen Jahren, mit Baasner als Othello, der Bill als Desdemona, darf man in dieser Aufführung nicht denken.

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