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Päpstliches Vertrauen
Der Ad-Iimina-Besuch der österreichischen Bischöfe wird schon im Juni stattfinden. Der Papst möchte eine ausführliche Erörterung der Konfliktsituation in Österreichs Kirche.
Der Ad-Iimina-Besuch der österreichischen Bischöfe wird schon im Juni stattfinden. Der Papst möchte eine ausführliche Erörterung der Konfliktsituation in Österreichs Kirche.
Am Donnerstag der vergangenen Woche weilte der Wiener Weihbischof Florian Kuntner in Rom. Ziel seiner Reise war ein Gespräch mit Papst Johannes Paul II. über die Ursachen der Konfliktsituation in der katholischen Kirche Österreichs. Die Audienz dauerte etwa 20 Minuten und verlief, wie der Weihbischof in einem Gespräch mit der FURCHE feststellte, „in einer sehr positiven Atmosphäre“ .
Der Papst zeigte großes Interesse für die Vorgänge in Österreich und fragte, ob die Gefahr einer
Spaltung bestehe und ob die Ursachen der jetzigen Unruhen schon vor die Ernennung von Bischof Kurt Krenn zurückreichen. Darauf versicherte Kuntner dem Heiligen Vater, daß seiner persönlichen Meinung nach keine Spaltung dagewesen sei, und wies darauf hin, daß verschiedene Priester und Laien, die er persönlich sehr gut kenne, treu zum Papst und zu den Bischöfen stehen. Auch die Wiener Dechanten haben sich mit voller Loyalität zum Erzbischof gestellt.
„Ich habe bemerkt“ , so Kunt-,ner, „daß diese meine persönliche Auskunft den Papst eigentlich sehr beeindruckt hat. Uber Personen wurde dabei überhaupt nicht gesprochen. Auch mein Wvmsch war es, den Konflikt zu entpersonalisieren.“
„Ich bin sehr froh, daß ich die Möglichkeit hatte“ , betont Weihbischof Kuntner, „über meine Befürchtungen und Bedenken, die ich als Weihbischof der Erzdiözese Wien immer wieder verspüre, mit dem Papst persönlich zu re-
den. Die Tatsache, daß ich die Audienz verhältnismäßig schnell bekommen habe, ist für mich ein Zeichen, daß es in der Kirche den beiderseitigen Weg geben muß.“
Die Romreise erfolgte auf eigene Initiative des Wiener Weihbischofs, der sich vergewissern wollte, ob er das Vertrauen des
Heiligen Vaters besitzt. Die kritischen Äußerungen, die er vor einigen Wochen gemacht hatte, hatten bei manchen Katholiken Anstoß erregt und sogar zu Zweifeln an Kuntners Kirchlichkeit geführt.
Bischof Kuntner dazu: „Nun muß man mit so etwas leben können, obwohl mir das sehr leid tut. Auch mit den Konflikten, die anscheinend nicht zu lösen sind. Und mit der Tatsache, daß manche meiner Mitchristen kein Vertrauen zu mir haben. Aber mit der Tatsache, daß ich das Vertrauen des Papstes nicht besitze, kann ich als Bischof nicht wirken. Deshalb wollte ich dem Heiligen Vater diese Frage persönlich stellen. Und der Papst antwortete mir wortwörtlich: ,Selbstverständlich! Warum sollte ich Ihnen nicht vertrauen?’.“
Dialog statt Stille
Zu den weiteren Themenkreisen, die Bischof Kuntner bei der Audienz angeschnitten hat, gehörte der Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe, der nun schon vor dem Sommer, nämlich vom 15. bis zum 20. Juni, stattfinden wird. Der Papst wies dabei darauf hin, daß dies eine Gelegenheit sein wird, ausführlich die jüngste Entwicklung in der Kirche Österreichs zu erörtern.
„Höchstwahrscheinlich wird der Papst noch andere Stimmen hören wollen“ - meint Florian Kuntner -, „worauf ich sehr hoffe, auch dann, wenn meine Meinung korrigiert werden muß. Aber das geschieht in Form eines Dialogs, und so etwas wünsche ich mir in der Kirche; daß man miteinander über die Schwierigkeiten redet und daß wir nicht in einer Kirche leben, wo Stille ist und wo dann plötzlich etwas geschieht, das man überhaupt nicht erwartet hätte.“
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