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Papandreou fest im Sattel
Mit kräftigem Aufwind kann Papandreou nach dem Wahlsieg der Pasok seine Regierungsarbeit fortsetzen. Für seine zweite Amtszeit hat er sich viel vorgenommen.
Mit kräftigem Aufwind kann Papandreou nach dem Wahlsieg der Pasok seine Regierungsarbeit fortsetzen. Für seine zweite Amtszeit hat er sich viel vorgenommen.
Die griechischen Neuwahlen haben vordergründig kaum etwas Neues gebracht: Die Sozialisten unter Papandreou behielten ihre absolute Mehrheit, die konservative bis liberale, Neue Demokratie” blieb stärkste Oppositionspartei.
Für Papandreous zweite Amtszeit in Athen ist das aber eine volle Bestätigung seiner neutralistischen Außenpolitik auf vollem Kollisionskurs mit dem Westen.
Sobald feststand, daß seine Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok) im neuen Parlament mit 161 der 300 Abgeordneten vertreten sein wird, ließ Papandreou sein Kabinett II schon am Mittwoch vor dem Ende März gemeinsam mit den Kommunisten gewählten Staatspräsidenten Sartzetakis durch Erzbischof Seraphim von Athen und ganz Griechenland vereidigen.
Zu dieser Stunde hielt im ganzen Land der Jubel der griechischen Linken über den gemeinsamen Wahlsieg immer noch an: in den Bergdörfern wie auf den griechischen Inseln, überall singende und tanzende Menschen mit den grünen Pasok-Fahnen einer aufgehenden Sonne oder den roten Wimpeln und Halstüchern der Kommunisten.
Grund zum Feiern hat vor allem Griechenlands zweite, eurokommunistische KP, die zum erstenmal bis 1989 ins Boule-Parlament der Hellenen einzieht.
Dicke Luft hingegen in der Parteiführung der „Neuen Demokratie”. Zwar hat sie unter der neuen Führung des Alt-Liberalen Konstantin Mitsotakis jetzt das Wahlergebnis von 1981 leicht verbessern können. Für eine Rückkehr in die Regierung, die diese bürgerliche Sammelpartei in Hellas unter verschiedenen Namen, doch immer unter Kar amanlis, von 1955' bis 1963 und wieder zwischen 1974 und 1981, gestellt hatte, reichte es einfach nicht. Vom rechten Flügel der „Neuen Demokratie”, wo man mit der Führung von Mitsotakis nie besonders einverstanden war, wird daher jetzt sein Kopf gefordert.
Zwar hat der geschickte und redegewandte Mann aus Kreta den Wahlkampf mit vollem Einsatz geführt. Sein Versuch, die auf dem Land und im Großbürgertum verankerte Partei in ein liberales Fahrwasser zu bringen und so Papandreou ausreichend viele Stimmen wegzunehmen, brachte aber nicht den erwarteten Erfolg.
Für die linksliberalen Stammwähler des Pasok war Mitsotakis einfach immer noch der zweifache „Apostat”, von dem 1965 Papandreou Senior zugunsten einer königstreuen Minderheitsregierung und 1980 die „Neuen Liberalen” für einen Ministerposten bei der „Neuen Demokratie” verlassen und verraten worden waren.
Bei all seiner Tüchtigkeit ist Mitsotakis diesen doppelten Makel in den Augen der meisten Griechen nie ganz losgeworden. Viele seiner heutigen konservati-. ven Parteifreunde machen dabei keine Ausnahme. Dennoch wäre es der „Neuen Demokratie” auch unter einer anderen Führung kaum gelungen, dem gegenwärti-
Rigorose Beschränkung der Regierungsmitglieder gen klaren Linkstrend in der griechischen Wählergunst den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Andreas Papandreou hingegen zieht mit diesem kräftigen Aufwind in seine zweite Amtszeit. Er hat sich auch dementsprechend viel vorgenommen. Zunächst einmal eine Verfassungsreform. Sie wird unter anderem die bisherige Größe der Athener Regierungen rigoros beschneiden. Hier waren Kabinette mit über 40 Ministern und ebensovie-len Staatssekretären oft keine Seltenheit.
Jetzt ist Papandreou bis zur Verfassungsreform mit einer vorläufig nur zehnköpfigen Regierungsmannschaft angetreten. Sie setzt sich aus seinen bewährtesten Mitarbeitern der letzten Legislaturperiode zusammen.
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