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Parteinahme für die Demokraten

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Nach dem blutigen Drama in Slowenien ist eine Rückkehr zum jugoslawischen Status quo ante unmöglich. Empörung über die serbischen Panzerkommunisten in Belgrad steht freilich jenen schlecht an, die blind und taub für die Entwicklung waren, die sich seit Monaten zugespitzt hat. Die sich, wie die USA und die EG, mit der Arroganz des Geldes Wohlverhalten erkaufen wollten: Panzer rollen für Kredite.

Jetzt rotieren die Emissäre und machen in Krisenmanagement, um eine Entwicklung in den Griff zu bekommen, die sie nie begriffen, wohl aber mitverschuldet haben. Überheblich hat man dem Vorstoß des österreichischen Außenministers Alois Mock im Mai, durch einen „Weisenrat" den Dialog zwischen den jugoslawischen Teilrepubliken zu retten und Sicherheitsmechanismen für den Fall zu entwickeln, daß es zum Konflikt kommt, die kalte Schulter gezeigt. Und auch bei der Aktivierung des KSZE-Instrumentariums zur Konfliktverhütung hat zuerst einmal Österreich die Initiative ergreifen müssen.

Konfliktverhütung? Nach dem Blutvergießen der vergangenen Tage bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück. So richtig es auch ist, alle Möglichkeiten im Rahmen der KSZE jetzt noch auszuschöpfen: Die Chance zur rechtzeitigen Verhütung - Stichwort: „Weisenrat" - wurde fahrlässig verspielt. Was bleibt ist der verspätete Versuch einer Krisenbegrenzung, um vorangegangene Hilflosigkeit zu kaschieren.

Die Belgrader KP-Generäle haben Österreich als Vorwand mißbraucht, um gegen Slowenien zu mobilisieren. Ihre Bomber haben unseren Luftraum mehrmals bewußt verletzt. Und in ihrer Unverschämtheit behaupten sie auch noch, unser Heer unterhalte unerlaubte Kontakte zur slowenischen Territorialverteidigung und hätte direkt in die Kämpfe an der Grenze eingegriffen.

Auch wenn es emstzunehmende völkerrechtliche Vorbehalte gibt, Slowenien und Kroatien derzeit als unabhängige Republiken anzuerkennen, darf Wien Belgrad nicht im unklaren lassen, wo es steht, zu stehen hat: auf der Seite der Demokraten gegen jene, die die Demokratie wieder einmal mit Panzern niederzuwalzen versuchen; auf der Seite jener, die für die Menschenrechte und Freiheit stehen, und gegen jere, die sie mit Füßen treten.

Österreich hat sich - ohne Überheblichkeit sei es registriert - anständig und gleichzeitig neutralitätspolitisch korrekt verhalten: durch eine klare Position, um die in anderen Staatskanzleien erst gerungen wird.

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