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Persönlichkeit fördern

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Bildung und Ausbildung in einer Gesellschaft sind immer der Versuch, auf die Herausforderungen der jeweiligen Zeit eine angemessene Antwort zu finden.

Die insbesondere für Wirtschaft und Industrie unübersehbaren Herausforderungen sind gekennzeichnet

• durch eine ständige Erweiterung und Vermehrung des Wissens,

• durch die außerordentliche Erweiterung der Dimension menschlicher Verantwortung auf Grund der technischen Verfügungsmöglichkeiten und

• durch zunehmende und rascher werdende Veränderungen der Umweltbedingungen und der Gesellschaft.

Das Bildungswesen und auch die bisherigen Reform versuche haben auf jene Herausforderungen noch keine befriedigende Antwort gefunden; man hat die Lehrpläne und den Wissensstoff erweitert und dadurch die Gefahr von Hektik und Oberflächlichkeit gefördert.

Eine zukunftsorientierte Bildung und Ausbildung hätte den Menschen in die Lage zu versetzen, auch auf nicht voraussehbare zukünftige Herausforderungen eine richtige Antwort geben zu können.

Dazu gehört die Fähigkeit, nicht nur abfragbares Wissen zu speichern, sondern sich selbständig neues Wissen und Können aneignen zu können; dazu gehört auch eine Erziehung, die sich nicht auf Verhaltenstraining beschränkt, sondern Verantwortung in selbständiger Grundsatztreue intendiert.

Bildung und Ausbildung zielen auf Berufsfähigkeit und nicht auf programmierte Berufsfertigkeit. Sie halten das Bewußtsein der Notwendigkeit permanenter Weiterbildung wach. Es soll erwirkt werden, daß der einzelne den Prozeß des „lifelong learning” (des lebenslangen Lernens) als eine vom Bürger ausgehende Aktivität und Verpflichtung ansieht und entsprechend handelt.

Die Anforderungen auch der betrieblichen Aus- und Weiterbildung dürfen sich nicht auf Vermittlung von isolierten Fertigkeiten beschränken; wohl wird die bei den unmittelbaren Notwendigkeiten wegen ihrer motivierenden Kraft ansetzen.

Betriebliche Aus- und Weiterbildung müssen in einem größeren Rahmen gesehen werden, in dem über die arbeits-platz- und aufgabenbezogene Wissensvermittlung hinaus auch selbständiges Denken, Urteilen und Verantworten zu fördern sind.

Das Wissen um diese Zusammenhänge gehört vor allem zur Bildung und Ausbildung von Führungskräften. Führung von Betrieben und in Betrieben gewinnt immer stärker auch pädagogischen Charakter.

Die Führungskräfte der Wirtschaft haben in pädagogischer Hinsicht eine Mitverantwortung, die über ihren unmittelbaren Bereich hinausgeht.

Die geplanten Herausforderungen -auch zur Wahrnehmung der Chancen Österreichs - müssen ihren Niederschlag in der Absicht finden, jede Begabung zu fördern, jedem Menschen zur Entfaltung seiner Möglichkeiten im Sinne einer integralen Persönlichkeit zu verhelfen und damit gleichzeitig Wirtschaft und Staat zu fördern.

Auszug aus einem Referat des Vorstandes des Institutes für Erziehungswissenschaften an der Universität Wien vordem „Wirtschaftsforum der Führungskräfte” am 2. bis 4. Oktober 1980 in Linz.

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