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Pessimismus als Ansporn

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Sensationen haben die Salzburger Landtagswahlen keine gebracht, dafür einen einzigen Sieger: Wilfried Haslauer. Nun regiert in allen Ländern eine absolute Mehrheit.

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Sensationen haben die Salzburger Landtagswahlen keine gebracht, dafür einen einzigen Sieger: Wilfried Haslauer. Nun regiert in allen Ländern eine absolute Mehrheit.

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Bis zum 25. März war Salzburg das einzige Bundesland, in dem die stärkste Partei nicht auch gleichzeitig über die absolute Mehrheit im Landesparlament verfügte: Diese Ausnahmestellung haben die Wähler bei den Landtagswahlen am Sonntag beendet.

# Landeshauptmann Wilfried Haslauer und ÖVP haben ihren Stimmenanteil von 45,4 Prozent im Jahr 1979 auf 50,1 Prozent aufgestockt. Erstmals seit 1949 verfügt damit die Volkspartei über eine absolute Stimmen- und Man-1 datsmehrheit mit 19 (1979:17) der insgesamt 36 Landtagssitze. Ihr stehen damit auch vier (bisher drei) Regierungssitze zu.

# Die Sozialisten, 1969 bereits einmal der ÖVP bis auf 0,3 Prozentpunkte nahe, schafften mit ihrem Spitzenkandidaten Herbert Moritz diesmal nur einen Stimmenanteil von 35,2 Prozent und mußten sich mit Platz zwei (um 15 Prozentpunkte hinter der ÖVP abgeschlagen) begnügen. Gegenüber 1979 hat die SPÖ praktisch jeden zehnten Wähler verloren — und damit auch eines ihrer 14 bisherigen Landtagsmandate; sie stellt aber weiterhin drei Mitglieder der Landesregierung.

• Die FPÖ unter ihrem bisherigen Landesrat Sepp Wiesner sackte von einem Stimmenanteil von 13,2 im Jahr 1979 auf diesmal 8,9 Prozent ab, sie verlor damit in ihrer einstigen Hochburg Salzburg nicht nur jeden dritten Wähler, sondern mit einem Mandat (vier statt fünf) auch den An-

spruch auf einen Regierungssitz — auch erstmals seit drei Jahrzehnten.

# Die Grünen haben es, erstmals in aussichtsreicher Chance, in einen Landtag einzuziehen, nicht geschafft, vor allem, weil der Zusammenschluß aus Grünen, Alternativen und Bürgerliste (GABL), bürgerliches Protestwählerpotential eher abgestoßen denn angezogen hat: Landesweit summierten sich zwar Stimmenanteile von 4,2 (GABL) und 1,3 Prozent (Grüne), doch allein in der Landeshauptstadt, wo die

Bürgerliste bei den Gemeinderatswahlen 1982 einen Stimmenanteil von 17,6 Prozent feiern konnte, rutschte die umfassendere GABL auf 7.6 Prozent ab.

Das sind die nackten Zahlen, hinter denen sich doch einiges an Wählerbewegung verbirgt. Etwa: Sozialisten und Freiheitliche haben, so das Ergebnis erster Wählerstromanalysen, direkt an Has-lauers Volkspartei Stimmen verloren, der ÖVP sind gerade in sozialistischen Hochburgen Einbrüche gelungen.

Insgesamt — und für manchen überraschend — dürfte auch die geringere Wahlbeteiligung (79,7 gegenüber 82,4 Prozent 1979) sich positiv für die Volkspartei ausgewirkt haben: Man darf begründet vermuten, daß so mancher SPÖ-Wähler früherer Jahre der Wahl ferngeblieben ist, während die ÖVP ihre Anhängerschar voll mobilisieren konnte.

Sicherlich, meint auch der Salzburger Meinungsforscher Gernot Zieser, hat ein gewisser Bundestrend die Position der ÖVP günstig beeinflußt und gleichzeitig die Ausgangslage für Koalitionsparteien auf Bundesebene verschlechtert: „Aber der Erfolg in diesem Ausmaß ist damit nicht allein zu erklären. Hier waren Salzburger Komponenten entscheidend."

Und als eine der ausschlaggebenden Ursachen nennt der Demoskop den Wahlkampf seit Jänner: „Die Gewinne der Volkspartei in diesem Ausmaß", weiß Zieser, „haben sich erst in den letzten Wochen abzuzeichnen begonnen. Noch gegen Jahresende lag die ÖVP in Erhebungen bei einem Stimmenanteil von 46 bis 47 Prozent." Der ÖVP-Pessimismus aufgrund dieser Daten hat somit erst zum ÖVP-Triumph geführt.

Auch das bescheidene Abschneiden der Grünen wundert Zieser nicht: Die Wähler, meint er, hätten den Zusammenschluß der in der Landeshauptstadt so erfolgreichen bürgerlichen Pro-test-„Bürgerliste" mit den als linksstehend geltenden Alternativen einfach nicht goutiert. Allein die seinerzeitige Ankündigung der gemeinsamen Kandidatur hätte vier Prozentpunkte beim Stimmenanteil gekostet, sicherlich bleibt aber auch die Einbindung der Bürgerliste in die Stadt-Regierung nicht ohne desillusio-nierende Auswirkung auf das bürgerliche Protestwählerpotential. Trotzdem halten Demoskopen auch nach diesem Wahltag daran fest, daß das Potential einer neuen Gruppierung für Landtagsmandate hätte reichen können. HANNES SCHOPF

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