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Phantasten, Mikl, Tobias

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Das „Museum des 20. Jahrhunderts“ im Schweizergarten zeigt nun nach vielen Jahren selbstauferlegter Karenz die sogenannte „Wiener Schule der phantastischen Realisten“, repräsentiert durch ihre hauptsächlichen Begründer und prominentesten Vertreter Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Erich Brauer. Die Ausstellung ist die reduzierte Ausgabe einer Wanderausstellung, die, veranstaltet von der Zeitungsgesellschaft „Asahi Shimbun“, durch die japanischen Städte Tokio, Kobe und Nagoya ging.

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Das „Museum des 20. Jahrhunderts“ im Schweizergarten zeigt nun nach vielen Jahren selbstauferlegter Karenz die sogenannte „Wiener Schule der phantastischen Realisten“, repräsentiert durch ihre hauptsächlichen Begründer und prominentesten Vertreter Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Erich Brauer. Die Ausstellung ist die reduzierte Ausgabe einer Wanderausstellung, die, veranstaltet von der Zeitungsgesellschaft „Asahi Shimbun“, durch die japanischen Städte Tokio, Kobe und Nagoya ging.

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Ob für die heute sehr unterschiedliche Gruppe die Bezeichnung „Realisten“ angebracht ist, muß mehr und mehr bezweifelt werden, da ihre Malerei die Formen der Wirklichkeit nicht spiegelt, sondern nur benutzt, ja teilweise sogar mit aus der Kunstgeschichte entlehnten Formen ihr Auslangen findet. In diesem Sinne ist sie keine Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen und „ewigen Wirklichkeit“, lediglich bei Rudolf Hausner taucht erstere in allegorischen Andeutungen als Folie zu einem egozentrischen Universum auf. Hausner ist es auch, der sich mit Hutter und Lehmden sowohl im künstlerischen wie im handwerklichen Sinn weiterentwickelt hat, er zu größerer Präzision und bewußterer Komposition, Hutter zu einem sehr perfekten charmanten Stil leicht frivoler Dekoration und Lehmden zur größeren Gebärde seiner sehr kalligraphisch durchgeführten und zart kolorierten Landschaften. Erich Brauer, in seinen märchenhaft liebenswürdigen Bildern illustrativ und naiv, zeigt in den letzten Jahren große Schwankungen im Niveau, die vielleicht auch auf die Wahl zu großer Formate für eine an sich intime Malerei zurückzuführen sind, und bei Emst Fuchs schließlich ist, durch die Uberspannung des Wollens, die noch echte Emotion des Jugendwerks in Pseudoesoterik und Pseudomystik umgeschlagen. Das führt dann zu Entgleisungen im Geschmacklichen, die durchaus den Charakter unfreiwilliger Komik annehmen können, wie etwa im „Anti-laokoon“ oder in der „Sphinx Kai-lipygos II“, deren Untertitel „Das Zeichen Habsburg in der Wüste“ im Zusammenhang mit der bildnerischen Evidenz nur als unverdiente Kränkung dieses Hauses angesehen werden kann. Bedenklicherweise zeigen manche der ausgestellten Bilder trotz ihrer „altmeisterlichen“ Technik bereits Schäden und Verfallserscheinungen.

In den Ausstellungsräumen der Akademie für bildende Künste am Schillerplatz stellt Josef Mikl, der an ihr nun die Meisterschule für Abendakt und Naturstudien leitet, Ölbilder, Graphik und Druckgraphik aus der Zeit von 1965 bis 1972 aus. Mikls Malerei, die die persönliche Handschrift absolut setzt, liegt in ihrem expressionistischen Spannungsfeld zwischen reiner Aktionsmalerei und temperamentvoll hingeschriebenen Strukturen, die sehr locker manchmal die menschliche Figur anklingen lassen und technoid gesehene Funktionen suggerieren. In einigen Großformaten zeigt er sich als Dekorateur von Rang, wirkt aber in den kleineren Formaten lebendiger und konzentrierter. Eine besondere Überraschung bilden die heuer entstandenen Blumenbilder, die ebenso wie einige Pastellkreidezeichnungen eine stärkere Konkretisierung bedeuten und in ihrem summarischen Erfassen und der erregten Gestik an Zen-Malerei erinnern. Die Aktezeichnungen stellen zum Teil mehr und mehr konstruktive Erwägungen in den Vordergrund und segmentieren die Figur nach geometrischen Begriffen. Eine aufschlußreiche Ausstellung.

In der Galerie Tao im österreichischen Kunstzentrum stellt die junge Malerin Katalin Tobias „Magische Landschaften“ aus, die die Naturformen zu abstrakten Gebilden und Zeichen komprimieren, die mit der Fläche und ineinander verzahnt werden. Es ist eine evokative und allusorische Zeichensprache von farbig kontrastreichen, aber harmonisierten Farbflächen, denen es in den besten Bildern gelingt, räumliche und flächige Spannungsmomente auszugleichen: „Detonata“, „Trennung der Wege“, „Die Zeichen von Sidon“, „Der koptische Garten“, „Meine Straße nach Korinth“ sind Bilder, die einen originellen Weg bedeuten, der entfernt an den Miros in den „Holländischen Interieurs“ erinnert. Eine bemerkenswerte und interessante Begabung. In der gleichen Ausstellung sind Plastiken des Bildhauers Max Milo zu sehen, von denen die Arbeiten in Edelserpentin und Aflenzer Sandstein am stärksten überzeugen. Die durchaus plastische Begabung Milos kommt im Widerstand des Materials am besten zur Geltung. Das wird beim Vergleich mit den Plastiken aus bronzierter Lafarge deutlich, bei deren die Spannung zwischen Buckeln und Höhlen, Einschnitten und Vorsprüngen verwischter und verwaschener erscheint.

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