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Pilgerreise zum Niger

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Am 12. Februar geht der Papst erneut auf große Pilgerreise. „In einer Zeit, in der sich Menschen und Nationen, Länder und Kontinente einander annähern, muß die Kirche sich selbst und der Welt gegenüber jene Einheit beweisen und nach neuen Mitteln und Wegen suchen, sie zum Ausdruck zu bringen", hatte Johannes Paul II. kurz vor seiner ersten Afrikareise 1980 in sechs Länder dieses Kontinents gesagt.

Die Pilgerfahrt, die der Papst jetzt vom Tiber zum westafrikanischen Niger antritt, reiht sich in dieses Konzept ein. Sie ist zwar um drei Tage kürzer als die erste Afrikareise, doch sie wird nicht weniger anstrengend sein. Hohe Temperaturen und zum Teil bedrückende Schwüle sind ständige Begleiter des bis zum Rand gefüllten Programms: Nigeria, Benin, Gabun und Aquatorial-Guinea sind die Ziele der siebentägigen Reise. Die Sorgen seiner Mitarbeiter bleiben, auch wenn der Papst nach dem langen Krankenhaus-Aufenthalt wieder Vertrauen in seine körperlichen Kräfte gewonnen hat.

Nach einem Flug über 4000 km betritt Johannes Paul II. in der nigerianischen Hauptstadt Lagos erstmals wieder afrikanischen Boden. Die Bevölkerung Nigerias, das mit rund 80 Millionen Einwohnern der volkreichste afrikanische Staat ist, gehört etwa zur Hälfte dem Islam an. Von den 23 Millionen Christen sind über drei Millionen Katholiken.

Der 64jährige nigerianische Kardinal Dominic Ignatius Ekan-dem stellte bei seinem jüngsten Besuch mit den Bischöfen seines Landes in Rom befriedigt fest, daß sich die Regierung aktiv an den Vorbereitungen für den Empfang Johannes Pauls II. beteiligt. Der Papst wird die Erzbischofs-sitze Lagos, Kaduna und Onitscha besuchen und auf dem Flughafen der Arbeiterstadt Enugu eine Zwischenstation einlegen. Eine weitere Etappe ist Ibadan, die

zweitgrößte Stadt des Landes mit einem katholischen und einem anglikanischen Bischofssitz und einem modernen Priesterseminar, an dem ein international zusammengesetztes Professorenteam lehrt.

Der Besuch in der benachbarten Republik Benin, dem ehemaligen Dahome, beschränkt sich nur auf eine Begegnung in der Hafen- und Handelsstadt Cotonou. Die Be-

völkerung des über drei Millionen Einwohner zählenden Staates gehört ihrer Mehrheit nach Naturre-ligionen an. Nur etwa 14 bis 15 Prozent sind Katholiken.

Dagegen ist in Gabun, der vorletzten Station der Reise.mehr als die Hälfte der Bevölkerung christlich. In Libreville, der Hauptstadt des Landes, ist ein großes Besuchsprogramm vorgesehen, für das

bisher ein Tag veranschlagt wurde.

Krönender Abschluß der Pilgerreise ist das zu rund 90 Prozent katholische Aquatorial-Guinea (ehemals Spanisch-Guinea). Elf Jahre grausamer Unterdrückung und Verfolgung waren in diesem Land nicht imstande gewesen, das niederzureißen, was die Missionare in fast hundertjähriger Arbeit hier aufgebaut hatten. Mit der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1968 hatte einst die Terrorherrschaft des ersten Präsidenten Macias Nguema begonnen, zu deren Opfern auch die katholische Kirche gehörte. Sämtliche kirchliche Einrichtungen wurden aufgelöst, und Bischöfe und Missionare mußten das Land verlassen, Priester und katholische Laien wurden ermordet.

Nach dem „Staatsstreich" vom August 1979, oder besser dem „Friedensstreich", wie er in Aquatorial-Guinea auch genannt wurde, konnte die Kirche wieder ihre volle Freiheit entfalten. Die neue Regierung bat zudem die Kirche ausdrücklich um ihre Mitarbeit am Wiederaufbau des Landes. Zu Optimismus und Hoffnung berechtigt hier, wie in ganz Schwarzafrika, die tief verwurzelte Gläubigkeit der Bevölkerung. Um die junge afrikanische Kirche in dieser Gläubigkeit zu stärken und zu ermutigen, hat sich der Papst zu seiner zweiten Pilgerreise auf diesen Kontinent entschlossen.

Es besteht kein Zweifel, daß Johannes Paul II. wie bei seiner ersten Reise nach Afrika auch jetzt deutliche Akzente für eine „Afri-kanisierung" der Kirche auf diesem Kontinent setzen wird. Dazu gehört auch eine Liturgie mit afrikanischer Musik und Tänzen. Das Tarn Tarn der Trommeln, die Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Begeisterung der Afrikaner werden auch diesmal dem Oberhaupt der katholischen Kirche entgegenschlagen.

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