Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Pille danach
Immer häufiger kommen Prä- parate auf den Markt, die eine frühzeitige Abtreibung verur- sachen. Zur Zeit geht die Dis- kussion um das Präparat RU 486, verharmlost „Pille da- nach" genannt (Anm. d. Red., siehe FURCHE 16/1990). Der Innsbrucker Pastoralrat hat daraufhingewiesen, die schein- bar einfache Anwendung „ kön- ne dazu verleiten, die schwer- wiegende menschliche und mo- ralische Seite der Abtreibung zu verharmlosen". Abtreibung als Tötung menschlichen Le- bens würde noch mehr ver- schleiert.
Solches festzustellen war not- wendig, weil zuvor Gesund- heitsminister Ettl erklärte, er könne die „Ressentiments der Konservativen gegen das Prä- paratRU 486" nichtteilen. Und Staatssekretärin Dohnal ist strikt gegen ein Verbot dieser Pille, da ja in Österreich eine gesetzliche Regelung „zur frei- en Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch " be- steht.
Wird Abtreibung seit Einfüh- rung der „Fristenlösung" an- ders eingeschätzt?
Auch heute ist in Österreich Abtreibung strafbar, nur in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nicht. Eine biologische und moralische Begründung für diese Frist konnte noch niemand geben. Aber aus „befristeter" Straffrei- heit scheint ein „gutes Recht" geworden zu sein.
Vor Einführung der „Fristen- lösung" haben auch deren Be- fürworter erklärt, Abtreibun- gen seien unerwünscht und nach Möglichkeit zu vermeiden. Inzwischen wurde aber gerade von dieser Seite kaum etwas zur Einschränkung, wohl aber zur Erleichterung von Abtrei- bungen getan.
Im Zusammenhang mit der künstlichen Befruchtung sorgt man sich weltweit, was mit den verbliebenen befruchteten Ei- zellen geschehen soll. Gesetze sollen Experimente mit diesen „Embryonen" verhindern. Hier also das natürliche Empfinden, daß es sich um menschliches Leben handelt, dort aber die Vortäuschung, es wäre nur ein „nicht erwünschtes Gewächs ".
Sind Bedenken gegen die Abtreibung wirklich nur „Res- sentiments von Konservati- ven"? Gäbe es nur mehr „ Senti- ment" für die Bewahrung des Lebens! Es wächst für Baum und Tier, leider viel langsamer für ungeborene Kinder. Und „die freie Entscheidung über einen Schwangerschaftsab- bruch": Darf man nicht mehr sagen, daß das eine Entschei- dung über Leben und Tod ist?
Die Pille danach soll unge- schehen machen, was vorher nicht bedacht, nicht recht ver- antwortet war. Im Hinblick auf die Umwelt wissen wir, daß verantwortungsloses Handeln irreversible Folgen hat. Hier wissen wir es nicht?
Pille danach? - Viel wichti- ger wäre mehr Verantwortung davor!
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!