Mit Hildegard Burjan, der ersten christ-lichsozialen Parlamentarierin Österreichs und Begründerin der Schwe-sterngemeinschaft „Caritas Socialis", setzt sich die Journalistin Ingeborg Schödl in ihrem Buch „Männerwelten - Frauenwerke" auseinander. Burjan, 1883 in Görlitz geboren, nach einer schweren Erkrankung zum Katholizismus konvertierte Jüdin, war eine der herausragenden Frauengestalten Österreichs Anfang des Jahrhunderts.
Sie hatte in Zürich und Berlin studiert, war mit dem Generaldirektor der „Österreichischen Telephonfabriken AG" Alexander Burjan verheiratet und Mutter einer Tochter. In einer Welt, in der Wohltätigkeit eine Freizeitbeschäftigung der Damen der Gesellschaft war, gelang es ihr mit Beharrlichkeit und erstaunlichem politischen Gespür gesetzliche Schutz- und Hilfsmaßnahmen für die damals aus-gebeutetsten Gruppen durchzusetzen. Kinderarbeits- und Heimarbeitsregelungen, Prostituiertenfürsorge, Heime für ledige Mütter, Bahnhofsmission und Vorstufen für „Essen auf Rädern" und die von tiefer persönlicher Frömmigkeit getragenen Familienhelferinnen gehen auf ihre Initiative zurück.
Ingeborg Schödl schildert einfühlsam und anschaulich das Leben zwischen gesellschaftlichen Verpflichtungen und Leitung einer ordensähnlichen Gemeinschaft und zeigt auch die Schattenseiten dieser bewunderungswürdigen Frau, etwa der Tochter Lisa gegenüber. Auch ein Nachdenk-Buch für Frauenrechtlerinnen.
MÄNNERWELTEN - FRAUENWERKE. Von Ingeborg Schödl. Edition Tau, Bad Sauerbmnn 1991.230 Seiten, öS 298,-.
