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Pläne fürs Palais Eskeles

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Die Gespräche zwischen der Stadt Wien und dem Dorotheum als Eigentümer des Palais Eskeles, des neuen Standortes des Wiener Jüdischen Museums, gehen in die Endphase. Ebenso die Verhandlungen von Stadträtin Ursula Pasterk betreffend die Nachfolge der Ende Jänner aus ihrem Vertrag ausgeschiedenen Direktorin Daniella Luxembourg.

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Die Gespräche zwischen der Stadt Wien und dem Dorotheum als Eigentümer des Palais Eskeles, des neuen Standortes des Wiener Jüdischen Museums, gehen in die Endphase. Ebenso die Verhandlungen von Stadträtin Ursula Pasterk betreffend die Nachfolge der Ende Jänner aus ihrem Vertrag ausgeschiedenen Direktorin Daniella Luxembourg.

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Feststeht, daß der/die Kandidat(in) die Zustimmung der Israelitischen Kultusgemeinde haben muß. Zuletzt hatte Bürgermeister Helmut Zilk Karl Albrecht Weinberger, den Projekt-koordinator des Expertenkomitees, das gemeinsam mit Luxembourg das Museumskonzept ausarbeitete, als Leiter ins Spiel gebracht.

Weinberger dazu: „Wie auch die Entscheidung ausgeht, ich würde mich über eine Berufung sehr freuen, es ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Aber ich werde auch gut im Team mit einem neuen Direktor zusammenarbeiten können. Wir müssen die konkrete Planung für die nächste Zeit durchführen, es soll sobald wie möglich mit Ausstellungen im Palais Eskeles begonnen werden.”

Gibt es nun Abänderungen des Luxembourg-Konzeptes? Weinberger: „Grundlegend für dieses Konzept ist die Konfrontation, aber auch die Symbiose der Geschichte mit der Moderne. Es sollen einerseits kulturgeschichtlich-historische Aspekte dargestellt werden, andererseits wird zeitgenössische Kunst zu sehen sein. Wir planen eine ständige Schausammlung, die mit der ersten Blütezeit des Judentums in Wien beginnt, also vorhandene Objekte etwa ab der Aufklärung, ab dem Toleranzpatent (unter Joseph II. im Jahr 1781, Anm. d. Verf.) zeigt. Für die Zeit vorher scheint mir eine audiovisuelle Darstellung besser geeignet.”

Holocaust als Thema

Was ist mit dem Judentum im mittelalterlichen Wien, das ja am ursprünglich vorgesehenen Standort -am Judenplatz 8 über der vermuteten ältesten Synagoge Wiens - am besten präsent gewesen wäre? Probegrabungen seien in nächster Zeit vorgesehen, Art und Umfang der Grabungsfunde und vor allem die Grabungsdauer seien derzeit nicht absehbar. Mit dem Museum, ,in den Untergrund'' zu gehen, sei auch auf Widerstand gestoßen. Ein Videofilm könne diese Phase womöglich anschaulicher machen als - wenige - Grabungsfunde.

Der dritte Teil des Museums wird das Kommunikationszentrum beherbergen: Veranstaltungsraum, ein Cafe, ein Bookshop. Da das Dorotheum-Kunstpalais als Ausstellungsort bei den Besuchern gut eingeführt sei, wolle man möglichst bald mit den Ausstellungen im Jüdischen Museum beginnen. Etwa zweitausend Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen im Palais Eskeles zur Verfügung.

„Für die Schausammlung soll der Schwerpunkt im Bereich von Kunst und Wissenschaft liegen”, betont Weinberger. „Da diese Objekte größtenteils Leihgaben sein werden, werden sie wechseln müssen. Natürlich wird auch die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wien nicht zu kurz kommen, wichtige Persönlichkeiten, das Wachsen und Auslöschen der Gemeinde und deren historische Voraussetzungen sollen anhand von Dokumenten dargestellt werden,auch der Holocaust wird seinen Platz im Museum haben. Für die Anordnung dieser Schausammlung brauchen wir die Mitarbeit eines Architekten. Das wird eine der ersten Aufgaben des neubestellten Direktors sein, diesen auszuwählen. Frühestens Ende 1994/ Anfang 1995 könnte dann die Schausammlung eröffnet werden.”

Die Privatsammlung Max Berger wird innerhalb des Museums als

Sammlung präsentiert. Daniella Lu-xembourg wollte sie im Rahmen einer Synagoge darstellen, und Kultgegenstände beispielsweise in ihren Funktionen zeigen.

Die in sehr schlechtem Zustand befindliche Sammlung der Kultusgemeinde selbst wird ebenfalls in die Schausammlung integriert. Die grundsätzliche Entscheidung, ob diese in der NS-Zeit verwüsteten Objekte restauriert werden sollen oder nicht, ist noch offen.

„Möglichst noch in diesem Sommer wollen wir mit zwei oder drei Sonderausstellungenbeginnen. Die für Mai im provisorischen Jüdischen Museum in der Israelitischen Kultusgemeinde vorgesehene Ausstellung mit Werken der Malerin Broncia Koller könnte beispielsweise auch ins Palais Eskeles übernommen werden”, sagt Weinberger.

„In dem Teil des Museums, der der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist, soll beispielsweise mit einer Installation zum Holocaust das Thema Judentum behandelt werden, eventuell von einem Künstler aus den USA. Selbstverständlich muß auch dafür das Konzept des neuen Direktors abgewartet werden.”

Wenn es nach Weinberger geht, soll jedenfalls von Anfang an schon bei der Gestaltung ein(e) Museums-pädagoge(in) einbezogen werden, um für Schulklassen, aber auch für dem Judentum Fernstehende die Inhalte anschaulich aufzubereiten. Anfang nächsten Jahres soll bei einem Hearing mit internationalen Museumsfachleuten das Konzept überprüft und diskutiert werden.

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