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Platzt Kindermuseum?

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Einen Teil des umstrittenen Museumsquartiers im Wiener Messepalast bildet das geplante Kindermuseum. Für die in Museen meist nur geduldeten kleinen Besucher würde damit erstmals in Österreich ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Museum gebaut.

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Einen Teil des umstrittenen Museumsquartiers im Wiener Messepalast bildet das geplante Kindermuseum. Für die in Museen meist nur geduldeten kleinen Besucher würde damit erstmals in Österreich ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Museum gebaut.

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„Helft uns mit euren Ideen für das Kindermuseum!" Mit diesem Slogan wurde noch kürzlich für das im Museumsquartier geplanten Kindermuseum bei den Kindern selbst geworben. „Ein großer Teil der Museumsbesucher sind Kinder, die sich an der Hand der Eltern schweigend verhalten müssen", erläutert Claudia Haas, maßgeblich an der Planung des Kindermuseums beteiligt, die Notwendigkeit einer solchen Stätte speziell für das junge Publikum.

Die Eltern sollen dabei aber nicht ausgeschlossen werden: im Gegenteil, sie sollen dort „über die Bedürfnisse der Kinder lernen". Erst im Planungstadium des Museumsquartiers kam die Idee auf, einen Bereich speziell für Kinder mitentstehen zu lassen, wo sie den Weg vom „Greifen" zum „Be-Greifen" aktiv nachvollziehen können.

Im alten Baubereich des Messepalastes, namentlich in den Seitenflügeln des Staatsratshofes nächst der Burggasse, soll das Kindermuseum errichtet werden. „Hier wird ein Szenarium und Territorium für Kinder und von Kindern konzipiert, das ganz bewußt im Kontrast zur Museumswelt der Erwachsenen steht." Vier Bereiche werden zur Verfügung stehen: ein Werkstätten-, ein Ausstel-lungs- und ein Sammlungsbereich und eine Kinderkunsthalle, wo Kinder genau das tun dürfen, was in den

benachbarten Museen verboten ist, nämlich herumlaufen, laut sein, Gegenstände berühren oder sich schmutzig machen.

Mitsprache der Kinder

„Wichtig ist vor allem, daß es ein Mitspracherecht für Kinder sowohl bei der Planung als auch bei der Verwirklichung gibt", unterstreicht Claudia Haas ihre Überzeugung. Aber auch erwachsene Interessenten sollen das Rohkonzept diskutieren, vor allem aus dem Bereich Psychologie und Schulpädagogik - denn einer der wichtigsten Ansprechpartner ist die Schule.

Fächerübergreifend wird dieses Kindermuseum sein. Im Sammlungsteil sollen Wechselausstellungen eine wichtige Rolle spielen, die Wissen aus Umwelt, Natur, Kunst und Alltagsleben der Kinder vermitteln werden. Dürfen originale Objekte nicht berührt werden, wird den Kindern erläutert, warum diese durch eine Vitrine geschützt werden müssen.

„Bereits vor rund 100 Jahren haben fortschrittliche Pädagogen in den USA Gegenstände ausgestellt, die man betasten durfte", erklärt Claudia Haas die Herkunft dieser Idee aus Amerika. Für Kinder ein Museum zu gestalten, hat sich inzwischen aus Erfahrung bewährt: über zweihundert Museen bestätigen das große Bedürfnis der Bevölkerung nach diesen kindergerechten Institutionen. In Deutschland wird in fast jeder größeren Stadt ein Kindermuseum geplant. In Wechselausstellungen und Workshops werden Probleme, die die Kinder unmittelbar beschäftigen, aufgearbeitet, vorrangig ist die Kreativitätsförderung. In den Werkstätten wird unter fachkundiger Anleitung gewerkt, gebastelt und gemalt, die Kunstwerke werden dann in der Kinderkunsthalle ausgestellt. All dies soll auch in Wien verwirklicht werden.

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