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PLO: Die Alten in Tunis werden ignoriert
Sie sind in ihren vierziger Jahren, akademisch gebildet, sprechen fließend Englisch, haben gute Kontakte zur internationalen und israelischen Presse und bilden den Kern des palästinensischen Verhandlungsteams, das sich am 28. Februar in Washington zur Fortsetzung der bilateralen Gespräche mit den Israelis trifft.
Sie sind in ihren vierziger Jahren, akademisch gebildet, sprechen fließend Englisch, haben gute Kontakte zur internationalen und israelischen Presse und bilden den Kern des palästinensischen Verhandlungsteams, das sich am 28. Februar in Washington zur Fortsetzung der bilateralen Gespräche mit den Israelis trifft.
Die Sprecherin dieser Gruppe, Hanan Aschrawi, betont zwar immer wieder, daß Verhandlungsdelegationsleiter Faisal EI Husseini seine Direktiven direkt aus dem PLO Hauptquartier in Tunis erhält, in Wirklichkeit aber ist diese Führungsgruppe unabhängig - und wenn schon, diktiert sie der PLO in Tunis ihre eigenen Richtlinien.
Das ist die junge Generation der PLO, die weniger Wert auf Titel legt und sich nicht darum kümmert, ob sie die rechte oder linke Hand von Arafat sind; stattdessen stehen sie an der Spitze der Intifada (des palästinensischen Volksaufstandes) und bestimmen die Ziele der Palästinenser bei den Friedensverhandlungen.
So beschloß diese Gruppe gegen den Willen Arafats, auf das Autonomiestatut der Israelis einzugehen -mehr noch, sie stimmte einem Palästinenserstaat neben Israel zu und nicht der Arafat-Auffassung, daß ein solcher Staat nur die erste Phase auf dem Weg zu einem Großpalästina sein wird, in dem die Israelis Minderheitenrechte erhalten sollen. Arafat und die PLO-Leitung in Tunis wurden vor vollendet Tatsachen gestellt und mußten diese wohl oder übel akzeptieren.
Als bei den multilateralen Gesprächen die Palästinenser-Delegation darauf bestand, daß auch Palästinenser aus der Diaspora und aus Ostjerusalem an den Verhandlungen teilnehmen müßten, war ihnen klar, daß sie im Gegensatz zur PLO in Tunis keine Rückkehr der Flüchtlinge fordern, sondern große Entschädigungen erhalten wollten, um mit diesen Geldern in Zukunft den Palästinenserstaat aufzubauen. Arafat wird zwar als Präsident des künftigen Palästinenserstaates genannt, in Wirklichkeit handelt es sich dabei schon jetzt nur um einen Ehrentitel.
Die neue Führung der PLO konnte zwar nicht gewählt werden, doch setzt sie sich aus Intellektuellen in den besetzten Gebieten zusammen. Mit der PLO in Tunis sind sie lediglich durch das Telefon verbunden, auch haben sie sich zumeist mit der alten PLO-Führung niemals getroffen. Direktiven akzeptieren sie nur, wenn sie zufällig in ihr Konzept passen. Sonst ignorieren sie die PLO in Tunis einfach. „Die Alten reden immernoch und erhalten dicke Gehälter; wir hingegen versuchen unser Volk in die Freiheit zu führen", sagte einer der Jungen. Der Generationenwechsel in der PLO wurde zur Tatsache, obwohl die Alten hie und da noch als Ratgeber und als Diplomaten ohne Funk-, tion auftreten.
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