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PLO: Von Rabat nach Casablanca

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Elf Jahre nach dem Arabischen Gipfeltreffen von Rabat 1974, auf dem die Alleinvertretung der Palästinenser durch die PLO zur Doktrin erhoben wurde, treffen die Araberführer am 28. Juli wieder in Marokko und in palästinensischen Angelegenheiten zusammen. Der Gipfel von Casablanca gilt der neuen Nahostinitiative von Arafat und König Hussein.

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Elf Jahre nach dem Arabischen Gipfeltreffen von Rabat 1974, auf dem die Alleinvertretung der Palästinenser durch die PLO zur Doktrin erhoben wurde, treffen die Araberführer am 28. Juli wieder in Marokko und in palästinensischen Angelegenheiten zusammen. Der Gipfel von Casablanca gilt der neuen Nahostinitiative von Arafat und König Hussein.

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Zur Vorbereitung dieses Friedensvorstoßes hat sich der jordanische Herrscher in den letzten Monaten nicht weniger als achtmal mit Präsident Mubarak von Ägypten getroffen, das bisher als einziger arabischer Staat offiziell mit Israel Frieden geschlossen hat. Die letzte Begegnung fand Anfang Juli im Ferienschloß des Königs bei Akaba am Roten Meer statt.

Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Auswirkungen der Geiselaffäre von Beirut auf ihre eigenen Bemühungen zur Lösung der Nahostfrage.

Nach den Ergebnissen dieses Vorbereitungstreffens werden jetzt die Aussichten für eine gesamtarabische Billigung von Husseins und Arafats Palästina-Konzept auf dem Gipfel von Casablanca recht optimistisch beurteilt. Inzwischen hat auch die für die eigentlichen Verhandlungen mit den USA und womöglich auch Israel vorbereitete jordanischpalästinensische Gemeinschafts-Abordnung nach ihrem Frühjahrsdebüt in Peking auch in Rom und Paris einen recht guten Start gehabt.

Und dieVorbehalte der USA gegen die Aufnahme von Kontakten mit Gesinnungsfreunden der „Terror”-PLO dürften sich - nach

übereinstimmender Einschätzung durch Mubarak und Hussein —nach den letzten bitteren Erfahrungen der Amerikaner mit den wahren Terroristen im Nahen Osten, den Schiiten, verringert haben.

Auch der besondere Gegenspieler von Jordanien und der PLO Jasser Arafats, der syrische Präsident Assad, hat doch nicht das befürchtete politische Kapital aus seiner Rolle als Befreier der amerikanischen Geiseln aus der entführten Maschine der TWA schlagen können.

Auch der palästinensische Widerstand gegen die sich in Beirut immer stärker abzeichnende Vorherrschaft von Schiiten und Syrern ist mit dem Ende der Kämpfe um die PLO-Lager der libanesischen Hauptstadt noch lange nicht gebrochen. Der Vernichtungskrieg von Berris Amal-Miliz gegen die PLO hat zwar zur Einnahme von Sabra und Schatila geführt, konnte aber den Widerstand im dritten Lager, Burdsch al-B aradschneh, militärisch nicht brechen.

In politischer Hinsicht sieht die Bilanz der Lagerschlachten für Arafat sogar noch besser aus: Viele von der pro-schiitischen Haltung Syriens enttäuschte Palästinenser machen jetzt wieder gemeinsame Sache mit der PLO-Führung in Tunis, die neuerdings auch von Libyen nach fast fünfzehnjährigem Bruch neu unterstützt wird.

Auf jeden Fall soll jetzt noch vor Casablanca der anti-syrische und anti-schiitische Dreibund Hussein — Arafat — Mubarak rasch um den irakischen Staatschef Sadam Hussein erweitert werden. Er ist ein erbitterter Gegner der Syrer wie auch der iranischen Hintermänner von Amal, Hizbollah und Islamischem Dschihad im Libanon.

Im Anschluß an den Ägypten-Besuch des irakischen Vizepremiers Ramadan und die Unterzeichnung eines ganzen Pakets bilateraler Abkommen zwischen

Ägypten und dem Irak wollen nun Mubarak und Saddam zu den beiderseitigen Nationalfeiertagen am 17. und 23. Juli Staatsbesuche austauschen und dabei die Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen verkünden.

Der Irak wird damit der zweite arabische Staat nach Jordanien, der seinen wegen Sadats Friedensschluß mit Israel aus Kairo abberufenen Botschafter zu dessen Nachfolger Mubarak zurückschickt. Indirekt stellt das eine Ermutigung für Arafat und König Hussein dar, die jetzt ebenfalls zum Frieden mit Israel gelangen wollen.

Die Gefahr für diese konstruktive Nahoststrategie kommt aber nicht nur von außen aus Damaskus, Beirut und Teheran. Sie lauert vor allem bei den radikalen islamischen Kräften in Ägypten selbst.

Mubarak, der wieder in seiner Rede vom 7. Juli den Ruf nach einer Re-Islamisierung iranischen Stils am 'Nil als „eine fromme

Maske zur Verschleierung der schlimmsten Pläne” zurückgewiesen hat, greif t jetzt auch direkt gegen die Fundamentalisten durch: Die meisten ihrer „Dschamiat”, das heißt Islamischen Gesellschaften, sind schon aufgelöst. Und ab dieser Woche wurden alle Auto-„Pickerl” mit religiösen Darstellungen verboten. Sie war-ren bisher ein Hauptmittel der islamistischen Agitation in den Großstädten Kairo und Alexandria.

Auch das neue und islamgerechte Personalstands- und Familienrecht, das jetzt vom ägyptischen Parlament vor seinen Sommerferien verabschiedet wurde, ist doch erfreulich liberal ausgefallen. Allerdings nicht mehr so emanzipatorisch, wie die 1979 von Madame Sadat durchgesetzte und jetzt wieder abgeschaffte Gesetzgebung zugunsten der ägyptischen Frauen in Ehe-, Schei-dungs- und Unterhaltsfragen.

Immerhin kann sich Präsident Mubarak nach dieser innenpolitischen Absicherung, zu der auch dringend fälhge wirtschaftliche Reformen gekommen sind, jetzt unbesorgt als Anwalt der PLO und einer Ausweitung des ägyptisch-israelischen Friedensprozesses auf Jordanien und die Palästinenser nach Casablanca begeben.

Sogar Libyen, das zur Zeit alles auf die Karte seines arabischafrikanischen Bundesstaates mit Marokko setzt, wird dort dem gastgebenden König Hassan II. keinen Affront geben. Bleibt als Nein-Sager nur mehr Syrien, das aber allein zu schwach ist, um die einmal so kräftig angelaufene Friedensinitiative aufzuhalten.

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