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PLO vor großen Sorgen
55 Prozent der 2,76 Millionen Einwohner Jordaniens sind laut offizieller Statistik Palästinenser. Dies ist mit einer der Gründe, warum für Wüstenkönig Hussein von Jordanien die Frage, was mit den Palästinensern geschieht, so ausschlaggebend ist.
Die Intifada, der Volksaufstand in den von Israel besetzten Gebieten, hat großen Einfluß auf die Palästinenser in Jordanien. Sie führte zu einer gewissen Gärung unter den Palästinensern im haschemi-tischen Königreich.
Das Ansehen Husseins in den besetzten Gebieten sank durch die Intifada fast auf Null. Keiner traut sich heute mehr, sich als Anhänger des Königs auszugeben.
Hinzu kam noch die arabische Gipfelkonferenz in Algier vor einigen Wochen, die die palästinensische Befreiungsorganisation PLO als die Alleinvertretung der Palästinenser bestimmte. So sah sich Hussein gezwungen zu reagieren, auch um Ruhe in seinem kleinen Königreich zu bewahren.
Für die besetzten Gebiete überließ Hussein die Alleinvertretung der PLO und sagte sich administrativ von der Westbank los, die er seit 1967 immer wieder seinem Land einzuverleiben trachtete. „Unsere Landesgranze ist der Jordan“, erklärt Hussein jetzt.
Die Frage ist, ob der König aus dieser lakonischen Botschaft weitere Konsequenzen zieht, durch die er die PLO und die Palästinenser in den besetzten Gebieten vor große Probleme stellen könnte.
Wenn beispielsweise die Einwohner der besetzten Gebiete die jordanische Staatsbürgerschaft verlieren, müßten sie israelische Papiere erhalten, eine Reise in arabische Staaten wäre damit sehr fraglich.
Hussein könnte auch die Jordanbrücken sperren. Für die Wirtschaft Cisjordaniens — 93 Prozent des gesamten Exports gehen über diese Brücken in die arabische Welt — wäre dies ein schwerer Schlag.
Hier in Jerusalem glaubt man, daß sich Hussein diese weitreichenden Maßnahmen nicht leisten kann, weil dann die Palästinenser in Jordanien meutern könnten.
Inzwischen hat in Israel der Wahlkampf begonnen. Der rechtskonservative Likud will auf die besetzten Gebiete keinesfalls verzichten und der Ortsbevölkerung nur eine begrenzte Autonomie bewilligen, die von den Palästinensern allerdings abgelehnt wird. Jordanien soll laut Likud der Palästinenserstaat werden.
Die Arbeiterpartei hoffte, mit Jordanien und den Palästinensern, eventuell sogar mit PLO-Sympathisanten Friedensverhandlungen führen zu können. Sie will auf einen Großteil der Westbank verzichten, in der Annahme, daß Hussein dann eine Konföderation mit der Westbank bilden werde. Ob dies nach Husseins jetziger Erklärung noch möglich sein wird, bleibt fraglich.
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