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Poesie des stillen Lebens

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Diese Gedichte aus Kärnten sind Gedichte aus dem slowenischen Teü Kärntens, es sind ins Deutsche übersetzte slowenische Gedichte von individueller und nationaler Prägung; die Dichterin ist Slowenin und die Gegend von Bleiburg ihre engere Heimat.

Kraft ihres hohen Alters schaut Milka Hartmann weit zurück; aber nicht historisch und nicht politisch, sondern nur in sich selbst, in die Einheit des eigenen Lebens. Zur Zeit des Kärntner Abwehrkampfes und der Volksabstimmung war sie zwanzig Jahre alt; sie war Ereignis-wahrnehmend, sie war an die Muttersprache und an den Glauben der Väter gebunden, und sie war wie jeder junge Mensch voller Sehnsucht, erfüllt von Liebesverlangen und Liebeshoffnung.

Die Mehrheit der Kärntner Slowenen — das weiß heute niemand mehr — hat damals mit so vielen armen Leuten und bedrängten Existenzen für die Republik und gegen die Monarchie gestimmt; und nur dadurch ist Unterkärnten bei Österreich geblieben. Das slowenische Votum für die Republik hat selbstverständlich auch nationalslowenischen Bedürfnissen gegolten, es hat politische Bedingungen gehabt und war an deutsche Konzessionen gebunden.

Diese historisch-politische Notiz gehört in den Gesamtzusammenhang. Von einzelnen Bekenntnissen, wie der wilde Tag bis zur Gewalttat erregter politischer Leidenschaft sie uns abfordert, abgesehen ist Milka Hartmann keine politische Dichterin. Sie schreibt fast ausschließlich über sich selbst, über ihr Befinden, Reminiszenzen, psychologische Färbung von Luft und Licht und den eigenen Horizont. Ihre Gedichte sind vor allem Selbstschau; hundertfältig über dem Grundakkord von Einsamkeit, Entsagung, Entbehrung, Sehnsucht, Trauer und Anbetung errichtet.

Es sind lauter Stimmungsgedichte, darin Liebesschicksal figürlichen Ausdruck findet. Sprachkritisch können wir ihre

Gedichte nicht beurteilen, dazu fehlt uns die Kenntnis ihrer Sprache; doch haben wir keinen Grund, ihr starkes Echo bei den Slowenen zu bezweifeln.

Es ist Tradition bei Milka Hartmann, Selbstanschauung und Anerkennung der .Allmacht höheren Waltens“, daß sie das arme Leben in ihrer eigenen Bedingtheit nicht ohne Gegenkraft und Widerstand besteht - und wunderbar, zu hören, wie sie noch hoch in den Achtzigern lyrisch memoriert, räsoniert und sich selbst vom Hintergrund abhebt. GEDICHTE AUS KÄRNTEN. Von Milka Hartmann. Herausgegeben von Janko Ferk und Peter Kersche. Hermagoras Verlag, Klagenfurt 1987.48 Seiten. öS 95,-.

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