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Poetik-Vorlesung

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Sie begannen in Graz (erschienen 1990 als „Zuhörerbehelligungen”), gingen in Wien weiter, und nun liegen „Leserbelästigungen” von Julian Schütting vor: in der Einleitung angekündigt als Anregung für „junge Kolleginnen und Kollegen”, das im höchsten Sinne Fragwürdige der Sprache, alles Hintergründige „für sich selbst zu entdecken”.

Am Beispiel, „Wie meine besseren Gedichte entstanden sind”, wird die notwendige Unermüdlichkeit der Kunstübung demonstriert; in zeitlichen Abständen geht dem Autor eine Fassung nach der anderen durch den Kopf, er darf sich nicht aus der Fassung bringen lassen, im Gegenteil, erst wenn jede erprobt ist und eine letzte die Probe bestanden hat, kommt zustande, was Bestand haben kann: als Lyrik. Getrude Stein, Hölderlin, Schiller, Kleist werden zitiert, analysiert oder gar spielerisch variiert. Auch die heiklen Umstände werden untersucht, wann Prosa epischen Rang erreicht: hierzulande ein Problem, denn „weniger gut ist es um unsere Begabung zum Roman bestellt.”

Frühe Ausnahmen zugegeben, aber „was später nachkommt, wie Dode-rer, wie Lernet-Holenia, möchte ich als spätbürgerlich epigonal, als monarchistisch-epigonal abtun.” Doch ist das nicht schimpflich, nachgeboren zu sein ist Schicksal, aber tatsächlich „zeichnet uns eine große Selbstverliebtheit aus”. Man muß nicht allem zustimmen, es sind Vorschläge.

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