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„Porgy and Bess“
Sie gehörten der gleichen Generation an: Du Bose Heyward, 1885 bis 1939, einer Aristokratenfamdlie der Süd- staaten entstamtnėnd, und George
Gershwin,’ 1898’Isis’ 1937, dessen-’Eltern arme jüdische Einwanderer aus Rußland waren. Der Textautor und der Komponist schufen gegen Ende der zwanziger Jahre die erste und einzige amerikanische Nationaloper, deren Uraufführung 1935 in New York stattfand. Gershwins geniale Begabung, die sich bei jeder Wiederbegegnung mit einem seiner Werke manifestiert, wurde frühzeitig von den beiden Antipoden der Musica nova, Schönberg und Strawinsky, erkannt. „Porgy and Bess“ kam zuerst durch das Gastspiel einer farbigen Truppe nach Wien; die haus- eigene Produktion der Volksoper, vor mehr als fünf Jahren, war Dr. Marcel Prawy zu danken, der jetzt auch die Wiederaufnahme betreute. Dem Produktionsteam Schaenen, Merill, O’Hearn, Savage, Kaiser und Ger- stacker ist für eine exakte, in jeder Hinsicht wie neu wirkende Reprise zu danken, die am vergangenen Samstagabend in der Volksoper stattfand.
Der bereits klassische, höchst eindrucksvolle Darsteller des Porgy war William Warfield, die typengerechte, mit echtem Theatertemperament spielende Bess Olive Moorefield. Die beiden Liebhaber der leichtlebigen, leicht zu gewinnenden wankelmütigen Schönen waren James Randolph als bärenstarker Baumwollpadcer (eine prächtige Erscheinung) und Robert Guillaume als Rauschgifthändler Sporting Life — wie ein Paradiesvogel gewandet, aber ein rechter Satansbraten und eine faszinierend zwielichtige Erscheinung mit überlegen-virtuosem Spiel. Die beiden schönsten Stimmen: Gwendolyn Walters als Serena und Janette Moody als Clara. — Im ganzen waren 17 farbige Schauspieler auf der Bühne. Sie bestimmten — oder animierten zum mindesten — auch Spiel und Gesang der Komparserie sowie die Aktionen des Balletts. Das Orchester war in bester Form. Wollte man musikalische Höhepunkte dieser Meisterpartitur hervorheben (ob Gershwin sie wohl ganz allein geschrieben hat, so wie wir sie jetzt hören?), so wären dies die Toten- klage im zweiten Bild und das Terzett kurz vor Schluß des neunten (letzten) Bildes. Viel Jugend im Theater und viel Beifall.
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