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Porträts

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Ich habe mich an dieser Stelle vor wenigen Nummern über die dürftige Art des Porträtierens im ORF alteriert. Da wurde Fritz Hochwälder zu seinem Siebzigsten einfach auf einen Sessel gesetzt, auf laue Dissidentenmanier befragt und abfotografiert. Außer einigen unzusammenhängenden Statements nichts über Leben und Werk.

Nun gilt es ein Porträt zu rühmen, das ebenfalls einem Siebziger, einem Dramatiker, einem in der Schweiz Lebenden gilt: „Max Frisch - Journal I bis III". Da hat es sich Regisseur Richard Dindo beim Filmen samt Drehbuch ebenso schwergemacht wie der Porträtierte mit seinen Werken.

Mit Bildern, teilweise wie von Edward Hopper, setzte er filmisch ein Pendant zur Erzählweise von Frisch. Eine Collage aus vorhandenem und neugedrehtem Material entstand. Auch ein 8-mm-Urlaubsfilm des Autors wurde dem künstlerir sehen Wort- und Bildgeschehen eingereiht.

Ich schätze Autorenporträts, die mir das Werk des Autors nicht zu lesen ersparen. Daß dabei das Porträt nicht gänzlich vollkommen und widerspruchlos ist, nehme ich ihm ebensowenig übel wie einem Bild, über das ich erst lange nachdenken muß. Hauptsache es wirkt nach.

Bei Max Frisch’s Porträt wirkte sehr viel nach. Da war zum Beispiel sehr breiter Raum den Frauen gewidmet, die auch im Leben des Dichters sehr viel Raum eingenommen haben. Nicht immer habe ich mich ausgekannt, wer Lynn, wer Marianne, wer Ingeborg war. Egal.

Erschreckend der Satz von Ingeborg Bachmann, wonach zwischen Frauen und Männern immer Krieg sei. Und weniger hoffnungslos: „Wir hätten nie zusammenziehen dürfen." Schade, daß Frisch selber sich zu seinen Frauen und ihrem Leid zu wenig geäußert hat.

Dennoch: Hier wurde man mit einem überlangen Porträt konfrontiert, dem man gerne noch länger zugesehen und zugehört hätte.

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