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Pracht der Mumien

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Um die alten Ägypter geht es, um ihr ruhevolles und naturnahes Leben. Sie nahmen sich noch Zeit, zu reden mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen. Und sie liebten die Bewegung des Wassers und den Zug der Sterne. Für ihren Kult von Osiris, Isis und Horus erfanden sie die Zauberwelt der bunten Ornamente und wunderbar verzierten Gefäße. In der belebten Natur wirkten für sie Tier-Gottheiten wie der ibisköpfige Toth und der schakalköpfige Anubis, auch Katzen und Schlangen waren ihnen heilig und dem Guten zugeordnet.

Wenn jetzt im Linzer Schloßmuseum bis 28. September die große Ägypten-Ausstellung „Götter, Gräber und die Kunst — 4.000 Jahre Jenseitsglaube“ eröff-

net wurde, so steht mit großartiger Rundplastik und wunderbar in Stein gesetzten Reliefs ein sicherlich ehrwürdiges Geschichtswissen von 4.000 Jahren dahinter. Viele Institute haben dazu beigetragen, weltberühmte Museen und kleinere Sammlungen. Zusätzlich zu den rund 600 attraktiven Exponaten gibt es anschauliche Installationen, Videovorführungen und ein aufregendes Begleitprogramm. Es handelt sich um die größte Ägypten-Schau, die es je gab, und vermutlich auch um die teuerste, wenn allein der Versicherungswert 600 Millionen Schilling betrug.

In dieser chronologisch angelegten Ausstellung sind Kunstwerke von eindrucksvoller Aussagekraft zu betrachten: Schon die Figur eines Mannes in einem Boot aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. enthält Vollendung. Ein gewaltiger Granitsarkophag aus dem Alten Reich beweist die Steinmetzkunst, der Sarkophag des Ma aus dem Mittleren Reich das künstlerisch qualitätvolle Handwerk.

Bei ihren Einbalsamierungsriten hatten die Ägypter für die Eingeweide ganz spezielle Gefäße vorgesehen, die Kanopen, von denen es kostbare Exemplare zu sehen gibt. Etwa jene aus Kalzit und mit Sphinxköpfen als Deckel. Dem eigenartigen Brauch, den

Toten für die im Jenseits zu erwartenden Arbeiten auch Diener mitzugeben, die sogenannten Uschebtis, entsprechen funkelnde, oft blaue Fayencen, oder solche aus Stein und Holz. Besonders eindrucksvoll ist der Rosengra- nit-Uschebti des ritterlichen König Amenophis III., um 1.370 v. Chr.

Die Vielfalt edlen Schmucks aus Gold oder Steinen kann kaum beschrieben werden. Sowenig wie die Feinheit der beschriebenen oder bezeichneten Papyri. Oder die wunderschönen Handwerkerszenen aus kleinen Holzfiguren, die aus der Zeit des Mittleren Reiches stammen.

Einen Höhepunkt der Ausstellung stellt eine im Maßstab eins zu eins nachgebaute, mit den neuesten technischen Mitteln fotomechanisch mit herrlichen Mustern und in leuchtenden Farben ausgestattete Grabkammer dar. Sie wurde für den Bürgermeister Sen-Nefer in der 2. Hälfte des 15. Jh. v. Chr. in Theben-West gebaut. Seine mystische Jenseitsreise wird in den Wandzeichnungen beschrieben, durch lebhafte Darstellungen und kalligraphische Zeichen.

Am Eingang der Kammer steht eine Figurengruppe eines Mannes mit seiner Schwester-Frau und einer Kinderfigur zwischen beiden, einem Mädchen. Hier kann man nachdenklich werden, das Schicksal der Welt im Blick und die berühmte „Linzer Mumie“.

Särge, Sarkophage und beeindruckende Monumentalplastik sind grau übermalt. Die Kunst dieser prachtvollen goldenen Statuen aus Stein oder Holz, diese feinen Schnitzwerke und Papyri können westliche Zivilisationsmenschen in ihrer Hast und Betriebsamkeit wohl kaum mehr in Ruhe genießen.

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