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Preisträger Cerha

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(Wiener Konzerthaus, Friedrich Cefha-Festkonzert) Was er eigentlich schon zum „50er“ verdient hätte, bekam Friedrich Cerha heuer zu seinem 60. Geburtstag: den Großen österreichischen Staatspreis für Musik. Cerha hat als Komponist großer Musiktheaterwerke („Baal“, „Netzwerk“) wie als Dirigent und Mitbegründer des Ensembles „die reihe“ unermüdlich wie kaum ein anderer Musiker in den letzten zwei Jahrzehnten Wiens Ruf als Stätte moderner Musik verteidigt.

Anläßlich der Ubergabe des Staatspreises dirigierte er nun zwei Werke, die sein Schaffen der sechziger und der achtziger Jahre verklammerte: vier Teile aus seinem Riesenwerk „Spiegel“ (1960/ 61) und das „Requiem für Hollensteiner“ (1983), entstanden nach Texten Thomas Bernhards.

Wie im „Baal“ und auch in seinem neuen Auftragswerk des „Steirischen Herbstes“, der Oper „Der Rattenfänger“, steht der Mensch im Mittelpunkt: In den „Spiegeln“ — wie Cerha in einem szenischen Entwurf angibt — als Mensch in der Masse, im „Requiem“ als einzelner, als Individualist, für den Begriffe wie Staat, Selbstmord und Auflösung geistiger Aktivitäten entsprechend Bernhards unerbittlich konsequentem Text wahre Reizwörter sind.

Cerha erweist sich als Psychologe, ja, Analytiker, manchmal ist seine Klanglandschaft voll gewaltiger Eruptionen, dann wieder ein zerbrechliches -Geflecht aus Linien, Farbflecken und Erinnerungen, stets aber beeindruk-kend in Dichte, Spannung und Entspannung. Imponierend das ORF-Symphonieorchester, der Jeunesse-Chor, Heinz-Jürgen Demitz und der Sprecher Hilmar Täte, die die Werke unter Cerhas eigener Leitung aufführten.

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