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Pressewald-Frühling

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Zwar munkelt die Branche bereits ein halbes Jahr über neue Zeitungs- und Magazinprojekte. Unterm Strich freilich ist von den zahlreichen, mehr oder weniger konkreten Blatt-Ideen wenig übriggeblieben.

Da sollte zum Beispiel Mitte Februar ein illustrierter TV-Programmführer auf den Markt kommen. Ideenlieferant: der Wiener Pressefotograf Michael Horowitz. Geldgeber: der „Kro-ne"-Hausherr und Hälfteeigentümer Hans Dichand.

Mittlerweile wurde das Anti-„Hörzu"-Unternehmen gestoppt

und vorläufig auf den Herbst verschoben.

Mitverursacht hat den Di-chand-Rückzieher Kompagnon Kurt Falk. Der nunmehrige Händler in Sachen Spielwaren („Matador") glaubte plötzlich — nach anfänglicher stiller Duldung des Horowitz-Dichand-Ob-jekts — wesentliche Interessen der „Kronen-Zeitung" gefährdet.

Dichand stoppte dafür im Gegenzug die Uralt-Magazin- Ambitionen Falks. (Der Gesellschaftervertrag der beiden sieht ein wechselseitiges Vetorecht bei publizistischen Aktivitäten vor.) Schon seit 1974 plant Falk das An-ti-„profil", das unter dem Namen „Zeit-Bild" gehandelt und nun wieder totgesagt wird.

Weit entfernt von einer wöchentlichen Erscheinungsweise ist zur Zeit auch das linkslinke „Extrablatt". Gerüchte über ein finanzielles Engagement von CA-Generaldirektor Hannes Androsch entlocken „Extrablatt-

Chefredakteur Harald Irnberger nur mehr ein müdes Lächeln.

Auf ein unmittelbar bevorstehendes finanzielles Desaster der Linkspostille angesprochen, weiß Irnberger nur von „allgemeinen Liquiditätsproblemen":

„Viele Leute sind uns Geld schuldig, also haben auch wir dementsprechende Schulden."

Fest steht eines: Von der Kom-merzialräte-Riege, die 1980 angetreten ist, das finanzschwache Blatt zu sanieren, hat sich schon bald wieder die Hälfte verabschiedet.

Auf der anderen Seite des publizistischen Spektrums läßt der Signum-Verlag der Industriellenvereinigung das erst vor wenigen Jahren von der Hochschülerschaft der Wirtschaftsuniversität Wien erworbene „Thema" leise sterben. Am 31. März erscheint dafür die wöchentliche „Industrie" erstmals im neuen, bunten Kleid. „Thema"-Leser werden dann einmal im Monat die „Industrie" kaufen müssen und finden ihre Zeitschrift beigeheftet. Uberhaupt inspiriert der Frühling in erster Linie die Blatt-Kosmetiker. Nunmehr schon jeden Dienstag und im internationalen Magazinformat erwartet traditionelle „Wochenpresse"-Leser ein völlig neues Lesevergnügen: Dies verspricht jedenfalls Chefredakteur Hans Magenschab.

Damit haben sich die bürgerlich-liberalen Blattmacher endgültig von dem (erst vor wenigen Jahren eingeführten) Typ der größerformatigen Wochenzeitung verabschiedet, was Magenschab in keinerlei Hinsicht bedauert. Die Formatänderung beende endlich jene „Zwitterstellung" zwischen Zeitung und Magazin, die seit Auftauchen des „profil" Anfang der siebziger

Jahre wie ein Klotz am Bein der „Wochenpresse" gehangen sei.

Als „Magazin der Meinungsvielfalt" versucht sich die „WP" in nächster Zeit noch deutlicher vom „profil" zu profilieren. Nur: zwei vom Erscheinungsbild her idente Politmagazine aus ein und demselben Stammhaus: Das hat unvermeidlicherweise auch eine mögliche Fusionierung in absehbarer Zeit ins Branchengerede gebracht.

Jedenfalls stehen auch dem „trend"-Verlag keine konkurrenzlosen Zeiten bevor. Denn als einzige echte Neuheit auf dem heimischen Medienmarkt kann nach all den Gerüchten die Waldstein- Wailand-Koproduktion „Gewinn-Magazin für den persönlichen Vorteil" bezeichnet werden.

„Krone"-Chef Hans Dichand beäugt die verlegerischen Ambitionen seines Wirtschaftsschreibers jedenfalls „mit Wohlwollen und Sympathie". Und auch der ehemalige „trend"-Chefredak-teur Georg Waldstein, zuletzt Geschäftsführer im „Kurier"-Haus, stieß auf keine Widerstände von Seiten seines alten Dienstgebers.

Dabei müßten beide Verlagshäuser vor Neid zerfließen, wenn die Behauptungen von W & W stimmen, daß die Anzeigenvorbestellungen ihre „kühnsten Träume bei weitem übertroffen" hätten.

Dagegen kommt es in allernächster Zeit zu einer Strukturbereinigung auf dem Sektor Gratiszeitungen. Denn während man von der 2,7 Millionen-Auflage starken „OZ" eines Georg Um-schaden nichts mehr hört, kämpfen die Wiener „bezirksjournale" ums Uberleben. Und auch der Finanzpate steht schon Gewehr bei Fuß: Hans Dichand.

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