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Prinz Eugen und Niederösterreich

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In Schloßhof und Niederweiden, Schlössern des Prinzen Eugen, ist ab 22. April die Gedächtnisausstellung „Prinz Eugen und das barocke Österreich“, von der Republik Österreich und dem Land Niederösterreich gemeinsam veranstaltet, zu sehen.

Im Leben des Prinzen Eugen hat Niederösterreich erst spät eine größere Rolle gespielt, wenn man davon absieht, daß seine Fahrten zu den Kriegsschauplätzen in Ungarn, Italien, den Rheinlanden oder Bayern ebenso durch Niederösterreich führen mußten wie seine Reisen nach Böhmen oder in die Steiermark. Auch seine erste Bekanntschaft mit dem Krieg fand in Niederösterreich statt. Kaum hatte sich der aus Paris geflüchtete zwanzigjährige Prinz in den ersten Augusttagen des Jahres 1683 dem in Passau residierenden Kaiser Leopold I. vorgestellt, wurde er von diesem zum Entsatzheer entsandt, das sich im Tullnerfeld beiderseits der Donau sammelte. Als Herzog Karl von Lothringen am 7. September das nun schon auf dem rechten Donauufer lagernde Heer des Polenkönigs Johann Sobieski besuchte, befand sich Eugen in seinem Gefolge — ebenso beim großen Angriff auf das Belagerungsheer der Osmanen am 12. September.

In den folgenden Jahren war er während der Sommermonate in Ungarn eingesetzt, im Winter reiste er mit dem Kurfürsten von Bayern, einem Verwandten, zum Karneval nach Venedig oder nach München, einmal sogar mit seiner Mutter von Belgien nach Spanien. In der Mitte der neunziger Jahre wurde er in Wien seßhaft, als er das Haus in der späteren Himmelpfortgasse kaufte und neu gestalten ließ sowie in der Vorstadt am Rennweg Grundstücke erwarb, auf denen später die beiden Paläste und der Garten des Belve-dere entstehen sollten.

Im Sommer 1703 wurde Prinz Eugen Präsident des Hofkriegsrates, also Kriegsminister, nun galt eine seiner Sorgen dem Schutz der Vorstädte Wiens vor Angriffen der ungarischen Kuruzzen. Diese befanden sich im Aufstand gegen die Habsburger und bedrohten nicht nur die Grenzbezirke Niederösterreichs, die Oststeiermark und Mähren, sondern auch Wien. Deshalb wurde entlang des heutigen Gürtels der Linienwall angelegt. Engere Kontakte mit dem Lande gab es dann im Herbst 1717. Nach den großen Türkensiegen, vor allem nach der Eroberung von Belgrad, war es für die Stände der Länder Österreichs eine Ehre, dem Prinzen die Mitgliedschaft anzubieten.

Ohne daß er darum hätte ansuchen müssen, beschlossen die Mitglieder des Herrenstandes, Eugen und seinen Neffen Ema-nuel nebst ihrer männlichen und weiblichen Nachkommenschaft „in dero Consortium des alten Herrn Stands mit allen dann solchem Stand zustehenden Prärogativen, Immunitäten und Frey-heiten“ und ohne Vor Schreibung von Taxen aufzunehmen. Die Aufnahme in den „Alten“ oder „Rudolfinischen“ Herrenstand war eine besondere Auszeichnung, denn diesem sollten nur die ältesten und verdienstvollsten Geschlechter des Landes angehören.

Die engsten Kontakte mit dem Lande ergaben sich, als Prinz Eugen selbst Herrschaftsbesitzer im Marchfeld wurde. Als er 1724 nicht ganz freiwillig auf den Posten eines Generalstatthalters der österreichischen Niederlande verzichtete, schenkte ihm Kaiser Karl VI. die Herrschaft Obersiebenbrunn, die er selbst kurz zuvor von Erzbi-schof Sigismund Graf Kollo-nitsch erworben hatte.

Am 5. März 1725 teilte Prinz Eugen den Verordneten der Stände des Landes Österreich unter der Enns mit, daß „wie es ohnedem notorisch ist, von allerhöchst gedacht Ihro Kays. Mayestät“ ihm die Herrschaft Obersiebenbrunn „geschenkhet und überlassen“ worden sei. Er ersuchte um die Eintragung in das ständische Gültbuch, wie man den Steuerkataster nannte, und versprach, „die ausschreibende Landtsanlagen“, also die von den Ständen ausgeschriebene Steuer, „iederzeit richtig abführen zu lassen“. Unterschrieben: „Eugenio von Sa-voy“.

Zur Herrschaft Obersiebenbrunn gehörten zwar 107 untertänige Bauernhäuser und ein großer Meierhof, die Jagdmöglichkeiten waren aber eher bescheiden. Da damals für jeden Adeligen die Jagd das Vergnügen schlechthin war, kaufte er bald darauf die Feste Hof sowie die Herrschaft Engelhartstetten, in deren Bereich das Jagdschloß Niederweiden stand. Während er in Obersiebenbrunn einen ausgedehnten Fasangarten mit Alleen, Teich, Springbrunnen und Wasserspielen anlegen und in der Mitte einen Gartenpavillon erbauen ließ, beauftragte er seinen Architekten Johann Lucas von Hildebrandt, das Schloß Hof zu einem mächtigen und prunkvollen Sommersitz auszubauen.

Für Prinz Eugen waren die Marchfeldschlösser Orte des sommerlichen Vergnügens. Dorthin konnte er Jagdgäste laden. Zum letzten Mal weilte er zu Ostern 1735 in seinen Marchfeldschlössern, bevor er noch einmal in das Feldlager am Oberrhein abreiste. Im Oktober nach Wien zurückgekehrt, konnte der kranke Greis die Stadt nicht mehr verlassen.

Da der gemeinsam mit Eugen in den Herrenstand aufgenommene Neffe Emanuel schon 1729 und dessen Sohn 1734 gestorben war, wurde nach Prinz Eugens Tod am 21. April 1736 jene Klausel der-Aufnahme wirksam, die auch die „weibliche Deszendenz“ mit einschloß. Deshalb ersuchte die Universalerbin, Anna Viktoria zu Sa-voyen, um Aufnahme in den Herrenstand. Der unwahrscheinliche Fall wurde Realität. Sie blieb aber nicht lange Ständemitglied, denn zur gleichen Zeit verkaufte sie Ober siebenbrunn.

Univ. Prof. Dr. Karl Gutkas ist wissenschaftlicher Leiter der Landesausstellung.

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