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Private erzeugen kostengünstiger

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Vorige Woche plädierte Hans Peter Halouska für Privatisierung. Das von ihm zitierte Beispiel der WienerZentralwäscherei illustriert, daß Private kostengünstiger erzeugen.

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Vorige Woche plädierte Hans Peter Halouska für Privatisierung. Das von ihm zitierte Beispiel der WienerZentralwäscherei illustriert, daß Private kostengünstiger erzeugen.

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Wir haben versucht, die Unwirtschaftlichkeit öffentlicher Betriebsführung am Beispiel der Zentralwä scherei der Gemeinde Wien zu belegen.

Die Zentralwäscherei beschäftigte Ende 1981 60 pragmatisierte und 236 Vertragsbedienstete, also insgesamt 296 Personen; das ist um 12 Personen oder rund 4 Prozent mehr, als dies der Dienstpostenplan 1981 vorsieht.

Die Gesamtwaschleistung der Zentralwäscherei lag 1980 bei 6,25 Millionen Kilogramm Reinwäsche; für das Jahr 1982 wird von der zuständigen Magistratsabteilung (informell) eine Gesamtwaschleistung von rund 7 Millionen Kilogramm angegeben. 98 Prozent davon entfallen auf die städtischen Spitäler, für die die Zentralwäscherei rund zwei Drittel aller Waschstunden erbringt.

Die Zentralwäscherei ist chronisch defizitär. Die in den diversen Budgets der Stadt Wien veranschlagten Einnahmen müssen ziemlich regelmäßig nach unten, die Ausgaben dagegen nach oben korrigiert werden.

Laut Rechnungsabschluß 1981 betrugen die Einnahmen der Zentralwäscherei rund 56,7 und die Ausgaben 84,3 Millionen Schilling, das Defizit lag demnach bei rund 27,7 Millionen Schilling.

Addiert man zum Ausgabenvolumen von rund 84,3 Millionen Schilling einen auf fünf Prozent geschätzten Kostenanteil der Zentralbürokratie, so ergibt sich ein tatsächliches Gesamtausgabenvolumen von rund 89 Millionen Schilling für eine Gesamtwaschleistung von annähernd 7 Millionen Kilogramm Reinwäsche.

Daraus wiederum errechnet sich (inklusive Abholung und Zustellung der Wäsche) ein Preis/ Leistungsverhältnis von 12,70 Schilling pro Kilogramm Reinwäsche.

Wir haben bei einigen Wiener Großwäschereien Offerte über die Preise von Spitalswäsche pro 1000 Kilogramm (inklusive Abholung und Zustellung) eingeholt und kommen dabei auf einen Durchschnittspreis von knapp über 9 Schilling pro Kilogramm, der sich bei Großaufträgen noch allenfalls um zehn Prozent vermindern würde.

Daraus ergibt sich bei privaten Großwäschereien in Wien ein Preis/Leistungsverhältnis von rund 8,50 Schilling pro Kilogramm Reinwäsche. Private Wäschereien arbeiten demnach und rund 4,20 Schilling pro Kilogramm Reinwäsche oder um rund 35 Prozent billiger.

Bei einer Privatisierung der Zentralwäscherei würde — bezogen auf das Jahr 1981 — der Verlust von rund 27,7 Millionen Schilling völlig wegfallen. Die Privatisierungsersparnis würde sogar (7 Millionen Küogramm Reinwäsche mal 4,20 Schilling) 29,4 Millionen Schilling betragen. Die jährliche Gesamtersparnis wäre freilich noch höher, wenn die Steuerleistung gewinnbringender privater Wäschereien mit der Steuerleistung der chronisch defizitären kommunalen Zentralwäscherei verglichen wird.

Zudem ist in Rechnung zu stellen, daß sich die Investitionen der Zentralwäscherei dem Nullpunkt nähern. Die laut Finanz- und Investitionsplan 1982-1986 vorgesehenen baulichen Investitionen in Höhe von insgesamt 166 Millionen Schilling müssen infolge der bekannten Finanzierungsschwierigkeiten unterbleiben...

In Wien erzeugte die Städtische Bäckerei 1980 rund 12 Millionen Stück bzw. 1,47 Millionen Kilogramm Backwaren. Dieser kommunale Betrieb beschäftigte per Ende 1981 insgesamt 28 Arbeitnehmer, davon 27 Vertragsbedienstete. So wie auch bei der Städtischen Zentralwäscherei werden diese Backwaren mit den von der Paritätischen Kommission festgelegten Preisen kalkuliert. Dabei handelt es sich keineswegs um Sozialpreise.

Im Jahr 1981 schloß die Städtische Bäckerei mit einem Einnahmenüberschuß von 4,4 Millionen Schilling ab. Für das Jahr 1982 wird mit einem Einnahmenüberschuß von rund drei Millionen Schilling gerechnet. Laut Finanz- und Investitionsplan 1982-1986 sind für diesen Zeitraum nur geringfügige bauliche Investitionen vorgesehen, die im Jahresdurchschnitt etwa vier Prozent des Jahresumsatzes ausmachen werden.

Informelle Rückfragen bei klein- und mittelständischen Bäckereien in Wien haben erge ben, daß die Kosten-Leistungsrelation selbst der gewinnbringenden Städtischen Bäckerei weitaus ungünstiger ist als bei privaten Bäckereien. Dabei wird insbesondere auf die de-facto Abnahmegarantie durch die städtischen Krankenhäuser, Pflegeheime, Jugend- und Pensionistenheime hingewiesen.

Bei der Städtischen Bäckerei liegt demnach der Fall eines an sich gewinnbringenden kommunalen Unternehmens vor, das, wäre es privatwirtschaftlich organisiert, höhere Gewinne machen könnte, wodurch sich für Bund und Land zumindest höhere Steuereinnahmen ergeben würden.

Die Versorgung städtischer Einrichtungen durch das private Bäckereigewerbe ist nach übereinstimmenden Aussagen von allen befragten Bäckereibetrieben und der Bäckerinnung in jedem Fall gewährleistet.

Auszug aus MEHR PRIVAT - WENIGER STAAT. Von Johannes Hawlik und Wolfgang Schüssel. Signum Verlag, Wien 1983, 80 Seiten, öS 145,-.

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