Nein. Das wird kein Plädoyer für „Freunderlwirtschaft“ und die Besetzung wichtiger Posten im engsten Familienkreis. Keine Sorge. Dennoch stellt sich die Frage: Dürfen zwei Menschen, die verheiratet sind und entsprechend qualifiziert, zur selben Zeit in politischen Ämtern arbeiten? Oder ergibt das ein schiefes (Sitten-)Bild? Diese Debatte löste jüngst der neue Innenminister Karl Nehammer aus, dessen Ehefrau Katharina Nehammer Sprecherin im Verteidigungsministerium wird. Prompt hieß es von Seiten der FPÖ (und natürlich etwas überspitzt): Innenministerium und Verteidigung liegen nun in der Hand einer Familie. Bald darauf wurde auf Twitter die Forderung, dass Nehammers Frau die Position als Sprecherin nicht annehmen solle, immer lauter – und das zum Unverständnis vieler. Katharina Nehammer war bereits bei Ex-Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) als Sprecherin und Kabinettsmitglied tätig und ist in dieser Position äußerst qualifiziert. Und das ist der springende Punkt. Problematisch wäre es, wenn sie den aktuellen Posten nicht aufgrund ihrer Qualifikation, sondern ausschließlich aufgrund der persönlichen Beziehungen erhalten würde. Klar, qualifiziert sind viele und nicht alle haben die gleichen Chancen. Das stimmt natürlich. Doch ist es nicht besser, die Postenbesetzung läuft transparent und öffentlich ab? Die Sensibilität für dieses Thema liegt nun auf dem Tisch und die Medien werden diese Beziehungsachse beobachten. Österreich ist ein kleines Land und bekannt für seine „Freunderlwirtschaft“. Keine Frage. Doch gab es jüngst wohl deutlich problematischere Fälle von Postenschachern in Spitzenpositionen. Meinen Sie nicht?