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Problem Priestermangel

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Die Kampagne der Bischofskonferenz für ein positives Priesterbild (FURCHE 12/1991)gibt zu denken. Sie ist nicht nur finanziell zu teuer, sondern sie scheint mir auch zu einseitig zu sein.

Zunächst glaube ich, daß der gegenwärtige Priestermangel „pro-videntiell" ist. Ich meine damit, daß uns Gott von der Klerikalisierung der Kirche wegführen möchte. Da ich selbst einer von jenen immer mehr werdenden Pfarrern bin, die für zwei Gemeinden seelsorgliche Verantwortung tragen, frage ich mich - wie auch immer mehr Frauen und Männer -, wo denn die Motivation, Gelegenheit und Möglichkeit bleibt, daß viele „im Glauben und im kirchlichen Leben erprobte Frauen und Männer" in der Kirche am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten können - bis hin zu deren Priesterweihe. Eigentlich ist es ja nicht der Priestermangel, der uns zu schaffen macht, sondern die Hilflosigkeit, Ohnmacht und die mangelnde Bereitschaft der Kirchenleitungen etwas in Richtung größerer Vielfalt priesterlicher Dienste zu bewegen.

Es ist widersprüchlich, wenn zwar für ein positives Priesterbild „geworben" werden soll, aber das Zölibat weiterhin tabu bleibt. Es ist fragwürdig, wenn eine teuere Werbekampagne gegen den Priestermangel gestartet wird, aber die Mädchen im Grunde (Gott sei Dank nicht mehr überall) vom Ministrantendienst ausgesperrt bleiben.

Solange man noch so schwer Abschied nimmt von eigenartigen „hochwürdigen Rollenspielereien", solange sowohl von Kirchenleitungen wie auch vom Kirchenvolk die Verantwortung für das (religiöse, kirchliche) Leben praktisch vielfach noch auf, den Priester allein konzentriert ist, solange ist ein solcher Dienst bisweilen überfordernd und daher nicht mehr „attraktiv". Dazu kommt zur Zeit eine negative Stimmung bezüglich Kirche, die das Image der nachkonziliaren Offenheit und Dialogbereitschaft wieder zurückzunehmen scheint.

Die Kirche braucht für ihren Heilsauftrag, „das Evangelium im Respekt vor dem neuen Freiheitsbewußtsein zu verkünden und zu leben" (Prof. Zulehner), sicherlich ihre priesterlichen Dienste - sei es durch ehelose wie verheiratete Frauen und Männer.

Ich träume mit einer großen Hoffnung von einer offenen, geschwisterlichen Kirche, in der sich durch eine erneuerte Sakramentenpasto-ral viele Getaufte und Gefirmte in Eigenverantwortung für die Mitarbeit am Aufbau des Reiches Gottes zur Verfügung stellen. Ich meine dann auch, daß in einer solchen -vom Heiligen Geist gelenkten -Kirche, in der weniger Angst vor der Zukunft da ist, und in der mehr die Sorgen und Freuden, die Nöte und Hoffnungen der Menschen gehört werden, wieder genügend (Frauen und) Männer als Priester für das Amt der Leitung und der Einheit zur Verfügung stehen werden...

Mag. Gidi Außerhofer Pfarrer in Jochberg und Aurach 6373 Jochberg 1

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