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Probleme der ÖVP

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Was kann man nach der Wahl tun, um Österreichs Erscheinungsbild im Ausland zu verbessern? Uber dieser Frage brütete eine Runde von ÖVP- und SPÖ-Sympathisanten vor wenigen Wochen.

Ja, das gab es in diesem Land auch — und es waren keine Namenlosen! Einhellig war man der Meinung, es müsse der Welt an Hand von Wähler Stromanalysen klargemacht werden, daß nicht Antisemitismus die Wahl entschieden habe.

Das kann man. Aber einen viel überzeugenderen Zeugen hat Österreich nun in Fred Sinowatz gefunden. Der ist wahrhaftig nicht aus Protest gegen Antisemitismus zurückgetreten, sondern deshalb, weil er Protest gegen die SPÖ als eine der Hauptursachen für die Wahlniederlage Kurt Steyrers erkannt hat. Stärker als alle Wählerstromanalysen ist die Regierungsstromanalyse: Beiden Regierungsparteien laufen die Wähler davon!

Diese wieder einzufangen, ist das Problem von SPÖ und FPÖ. Unwahr ist nur, daß damit nicht auch ein Problemfür die ÖVP verbunden wäre.

Viele Volkspartei-Funktionäre sind aus Freude über das erste bundesweite Totalerfolgserlebnis seit 20 Jahren förmlich außer sich. Das ist verständlich, aber auch gefährlich — nämlich dann, wenn es die Erkenntnis zudeckt, daß auch die ÖVP nicht nur Jubelgründe hat.

Unter den vielen Nicht-und Ungültigwählern befanden sich fraglos auch ÖVP-Sympathisanten, die vom alten Stil, Politik zu machen, die Nase voll haben. Außerdem zeigte sich, daß namentlich in westlichen Bundesländern ein Großteil der Meissner-Blau-Wähler offenbar nicht aus dem sozialistischen, sondern aus dem bürgerlichen Lager kam.

Daraus muß die Volkspartei ja nun auch Konsequenzen ziehen. Sie muß sich gleichzeitig als Wirtschaftsund als Umweltpartei profilieren. Aber ebenso muß sie ihre Bündnischancen für die Zeit nach der Nationalratswahl wahren. Fällt sie in den nächsten Monaten berserkerhaft über die Sozialisten her, könnte es sein, daß diese sich nach der Wahl eine Große Koalition auch auf dem Silberteller nicht servieren lassen.

Ist die ÖVP dann fähig und bereit, mit einer Handvoll Restfreiheitlicher oder einer Rotte grüner Jungtürken ein Regierungsbündnis zu begründen?

Es scheint, als bliebe der ÖVP nichts anderes übrig, als das zu tun, was sich ihre Freunde ohnehin seit Jahren schon inbrünstig wünschen: statt Gegnerverteufelung vor allem Positivwerbung durchs Klarmachen eigener Positionen zu betreiben.

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