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Produktdesign — Teil des Risikos

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Seit das Lebewesen Mensch existiert, muß es, um leben zü können, sein Werkzeug, seinen Hausrat und seine Behausung erfinden und gestalten.

Das „intelligente Produkt", von dem heute so viel gesprochen wird, ist žomit so alt — so alt der Mensch ist. Der Erfindungs- und Gestaltungsprozeß dauert nun bereits Hunderttausende von Jahren.

Erfinden und Gestalten zählt zu den Urtrieben des Menschen. So gesehen, kann man den Begriff „Design" sowohl der Vergangenheit, der Gegenwart wie auch der Zukunft zuordnen.

Vorerst ein kurzer Rückblick: Anschließend an mein Studium der Architektur, Innenarchitektur und des Design war ich in der Zeit von 1955 bis 1960 als Konsu-lent des Wirtschaftsförderungs-institutes an der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für Oberösterreich tätig. Der Aufbau des Ausstellungswesens und die Beratung der Betriebe im Bereich der Produktgestaltung waren mein Aufgabenbereich. Diese Tätigkeit lehrte mich von Anfang an, Design in seinen Bezügen zur Praxis zu erfassen.

Diese Tätigkeit war vor etwa 25 Jahren in Osterreich — man kann das ruhig sagen — beinahe Neuland. Nach dem Krieg, in den fünfziger Jahren, waren es die Professoren Haerdtl, Schlesinger, Hof f mann und Auböck, die in Zusammenarbeit mit den Werkstätten Hagenauer, Auböck, Kalmar und Lobmeyr — um die wichtigsten anzuführen, die sich dem europäischen Werkbundgedanken verbunden fühlten — das Bewußtsein für die Wichtigkeit von industriellem Design weckten.

Ziel des Werkbundes war es schon früh, eine zeitbezogene, sinnvolle, werkgerechte und schöpferische Formgebung in allen sichtbaren Bereichen des Ge-

staltens anzustreben. Der Werkbund war vollkommen unpolitisch und verfolgte ausschließlich kulturelle Ziele. Aus diesem nach dem Zweiten Weltkrieg wieder gegründeten Werkbund heraus entwickelte sich das österreichische Institut für Formgebung, dessen sinnvolles Wirken ja allseits bekannt sein dürfte.

Aus weltweiten Bestrebungen entstanden seit Beginn unseres Jahrhunderts bis zum Ende der sechziger Jahre Begegnungen und Auseinandersetzungen mit den Themen Architektur und Design bei den jeweiligen Triennalen in Mailand, wo die neuen Entwicklungen in Architektur und Design gemeinsam im Palazzo del Arte, dem Veranstaltungsort der Trien-nale, zur internationalen Diskussion gestellt wurden.

Die Triennale in Mailand hat Ende der sechziger Jahre ihre Pforten geschlossen. An ihre Stelle traten mit mehr oder weniger Erfolg regionale und überregionale Ausstellungen und Veranstaltungen, welche das Thema Design zum Gegenstand haben.

Sinnvolles, für die Wirtschaft verwertbares Design kann sich nur durch die Zusammenarbeit aller, die an einem Produktionsprozeß beteiligt sind, entwik-keln. Design ist nur ein Teilbereich des gesamten Prozesses und wird demnach durch die gestellten Aufgaben seine Gewichtigkeit erhalten.

Die Aufgabe des Designers endet aber nicht immer mit der Gestaltung des Produktes. Die Präsentation desselben gehört ebenfalls zu seinem Aufgabenbereich. Jedes Produkt erfordert die ihm gemäße Präsentation. Die Präsentation reicht von der Gestaltung von Messeständen bis zur Konzeption von Ausstellungsgebäuden. Man darf wohl sagen, daß der Charakter eines firmeneigenen Ausstellungsgebäudes auf Jahre hinaus das Erscheinungsbild eines Unternehmens mitprägt.

Kein neues Produkt entsteht ohne Risiko, und das Design des Produktes ist ein Teil des Risikos.

Aus einem für die Vortragsreihe der Wissenschaftsmesse bestimmten Referat. Der Autor ist Architekt, Rektor-Stellvertreter und Leiter der Meisterklasse für Innenarchitektur der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz.

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