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Proksch und seine Haberer

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Udo Proksch ist schlicht abgepascht. Selbst die Bilder des Jammers, die kleinformatige Wunderheuler von philippinischen Wunderheilern heimgebracht haben, vermochten diese Uberzeugung keine Sekunde zu erschüttern: Freiwillig kommt Udo nie mehr nach Österreich zurück. Basta. Enttäuschung ist damit unangebracht.

Daß sich Udo Proksch — angesichts der vielfältigen Verdachtsmomente — mit einem gültigen österreichischen Reisepaß in der Tasche absetzen konnte, berührt bereits ein Thema, das in den nächsten Monaten ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß aufklären soll.

Nachdem die SPÖ sämtliche Vorstöße in dieser Richtung mit dem Hinweis abgeblockt hat, daß ein Untersuchungsausschuß einem gerichtlichen Verfahren nicht nur ins Handwerk pfuschen, sondern es noch behindern würde, ist die von ihr und Proksch-„Freund“ Leopold Gratz ausgegangene Initiative nachgerade sensationell. Um Jahre zu spät.

Das Geständnis eines Bundesheer-Majors, Proksch auf Weisung des ehemaligen Kreisky-Verteidigungsministers Karl Lütgendorf illegal nüt Sprengstoff und Sprengübungen „ausgeholfen“ zu haben, ist ein wesentlicher Mosaikstein beim Puzzle des Kriminalfalles „Lucona“. Da geht es um die — auch politische — Verantwortung eines Toten, durch Zeugenaussage nachvollziehbar, selbst wenn sich kein Beistrich einer schriftlichen Weisung jetzt nachträglich finden sollte.

Hatte es je überhaupt einer aktenkundigen Weisung bedurft? Hat subalterner Bürokratie nicht genügt, daß Udo Proksch im „Club 45“ oder in „Freundschaft“ höherenorts Sympathie und wohlgefällige Narrenfreiheit genoß? Heute müßte selbst FPÖ-Saubermann Harald Ofner an den Brocken der „zu dünnen Suppe“ würgen. Und er wird sich — nun mit Oppositions-Peristaltik -auch auf die Staatsanwaltschaft ausreden. Auf wen sonst?

Und der grüne Herr Karl vergnügt sich bei der Hetz der Herren Herbert Fux und Peter Pilz auf Hausmeisterniveau: Denn der „hat zua'gschaut und hat g'lacht“ (Qualtinger/Merz). Als eine Art Villacher Fasching, der im Parlament verkommen ist.

Daß Udo Proksch in dieser Situation den ORF wegen der steckbrieflichen Fahndung in Aktenzeichen XY — ungelöst“ und wegen der Berichterstattung im „Inlandsreport“ klagt (Streitwert 362.000 Schilling), sollte fast schon als Glücksfall empfunden werden. Denn, wo kein Kläger, da kein Richter. Und Udo Proksch ist nirgendwo.

Dieses Rätsel wird auch der parlamentarische Untersuchungsausschuß nicht lösen. Er soll Udos Rückenleiden hinnehmen — nur nicht die Rückgratlosigkeit derer, die dem größten Skandal der Zweiten Republik verhabert den Weg geebnet haben.

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