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Protest aus Sorge

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Bis vor einer Woche war der „Fall Krenn“ ein Anlaß zur Sorge für viele Katholiken der Erzdiözese Wien. Inzwischen ist daraus ein Problemfall für die römisch-katholische Kirche von ganz Österreich geworden. Die „Wende“ hat der österreichische Kurienkardinal Alfons Stickler bewirkt.

Die Berufung des neuen Wiener Weihbischofs Kurt Krenn war von Anbeginn als neues Indiz für den Versuch vatikanischer Zentralstellen gewertet worden, den jahrzehntelangen Kurs der österreichischen Bischöfe zu korrigieren. Nur: Das war bisher immer wieder entschieden bestritten worden!

Kardinal Stickler aber strafte nun alle Abstreiter Lügen, indem er rundweg zugab: ^Sicher hat der Papst ein Zeichen dafür gesetzt, daß gewisse Tendenzen, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen, wieder ausgeglichen werden.“ Und er kündigte gleich „weitere Maßnahmen“ an, so die Ernennung zusätzlicher Weihbischöfe für Wien, vielleicht aber auch für andere Diözesen.

Damit ist aber nun bestätigt, was vielfach schon gemutmaßt worden war: Ver- naderer haben im Vatikan die Kirche in Österreich und damit auch ihre Hirten schlechtgemacht: Hier sei zuviel von Gewissensfreiheit und Toleranz, von Öffnung und Dialog die Rede. Jetzt soll die Bischofskonferenz „umgedreht“ und, „auf Vordermann gebracht“ werden.

Ein solches Vorgehen aber lassen sich mündige Christen heute nicht mehr gefallen. Erzbischof Karl Berg von Salzburg, der sich als Vorsitzender der Bischofskonferenz mutig zur bisherigen Pastoralpraxis bekannt hat, kann mit der Solidarität einer überwältigenden Mehrheit der österreichischen Katholiken rechnen.

Aus vollem Herzen ist ihm zuzustimmen, wenn er der Anschwärzung unserer Kirche durch prominente Vatikan-Pilger aus Österreich entgegentritt. Diese sollten jetzt endlich ihr Visier lüften und öffentlich sagen, was ihnen nicht paßt. Damit wir ihnen sagen können, was uns an ihnen nicht paßt: ihre Verteufelung einer barmherzigkeitsorientierten Pastoral zugunsten einer leb- und lieblosen Inquisitionsjuristerei.

Die protestierenden Wiener Dechanten und Priester sind keine Jungrevoluzzer, sondern im Dienst an der Kirche ergraute Arbeiter im Weinberg des Herrn. Die Bischöfe, die bisher Österreichs Kirche geleitet haben, sind keine Vatikanstürmer.

Der Protest kommt aus besorgten Herzen, und kdin Talarträger in Rom hat ein Recht darauf, ihn zu mißachten.

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