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Pulverfaß Indien
Kaschmir - ein ferner Krisenherd hat sich wieder in die internationalen Schlagzeilen gedrängt. Seit dem ersten indisch-pakistanischen Krieg 1947 um dieses Gebiet an der Grenze zu China schwelt der Konflikt. Der überwiegenden Mehrheit der Moslems auf indischer Seite wird die von den Vereinten Nationen empfohlene Selbstbestimmung nicht gewährt. So überschritt kürzlich eine im pakistanischen Teil von Kaschmir organisierte „Befreiungsfront" die Grenze - und brachte damit die beiden Staaten an den Rand eines Krieges; Staaten, die vermutlich schon Atomwaffen haben oder sie zumindest bauen können.... Für März sind weitere Märsche angekündigt.
Dabei müßte hauptsächlich Indien ganz andere Sorgen haben. Den meisten der 850 Millionen Inder geht es miserabel. Sie haben keine Aussicht auf Besserung ihrer Lebensumstände, denn der Subkontinent steht vor gigantischen ökonomischen Problemen.
Im vergangenen Sommer drohte dem riesigen Land der Bankrott. Abgewendet wurde die Katastrophe nur durch Interventionen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds - aber zu einem hohen Preis: die Regierung Narasimha Rao muß einschneidende Reformen durchführen: Abkehr vom Staatssozialismus und Öffnung des Marktes. Wer heute durch Indien fährt, begegnet auch bereits wieder Coca-Cola, IBM (einst hinausgeworfen), Siemens und Fuji.
Aber es müssen auch unrentable Staatsbetriebe liquidiert, Steuern rigoros erhöht, Subvention gekürzt werden. Die Situation ist ähnlich wie in den ehemals kommunistischen Staaten. Aber weder EG noch USA engagieren sich dort so wie in Osteuropa.
Indien kann sich, mit leeren Mägen und leeren Kassen, am wenigsten einen Krieg leisten. Kampfgeschrei gegen äußere Feinde war aber immer schon ein probates Mittel, die Menschen von inneren Problemen abzulenken...
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