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Pulverfaß Libanon
Mit einem Schlag ist das Kriegsgeschehen im Libanon wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Denn der Abschuß syrischer Kampfhubschrauber durch die israelische Luftwaffe im Libanon und die darauf erfolgte Stationierung sowjetischer Boden-Luft-Raketen im libanesischen Be- kaa-Tal durch die Syrer hat die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation zwischen den beiden Staaten heraufbeschworen.
Hinter den Kulissen bemühen sich inzwischen Diplomaten aus Washington und Moskau, den Ausbruch eines neuerlichen Nahostkrieges auf dem Verhandlungsweg abzuwenden.
Hintergründe der verstärkt wieder- aufgeflammten Kampfhandlungen im Libanon sind:
• Anläßlich der islamischen Gipfelkonferenz in Taif (Saudiarabien) forderte der libanesische Staatspräsident Sarkis mit Nachdruck/die Lösung der Palästinafrage, damit sich die Palästinenser endlich aus dem Libanon zurückzögen.
Denn - so Sarkis: „Auch Libanon hat ein Recht, in Frieden zu leben.“ Für die Palästinenser war dies offensichtlich ein Warnsignal: In Beirut begannen Heckenschützen wieder verstärkt ihr blutiges Handwerk aufzunehmen.
• Nachdem es schon Mitte März im Südlibanon zu Zwischenfällen gekommen war, bei denen Milizionäre des mit Israel verbündeten Majors Saad Haddad, reguläre libanesische Einheiten, Palästinenser und Israelis beteiligt waren, bildeten syrische Truppen Anfang April um die mehrheitlich christliche Stadt Zahle im Westen der Bekaa- Ebene einen Belagerungsring und bombardierten die Stadt.
Die Maroniten klagten, die Syrer hätten damit das Signal zur endgültigen Zerschlagung des Libanon gegeben, die Palästinensergruppen und mit ihnen die Syrer und Milizen der libanesischen Linken wiederum warfen den Christen vor, sie hätten die Kämpfe um Zahle provoziert, um die von christlichen Milizen kontrollierten Gebiete vereinigen zu können.
• All diese Ereignisse fanden vor dem Hintergrund wachsender Meinungsverschiedenheiten zwischen Beirut und Damaskus statt. Denn angesichts der wachsenden Ablehnung der syrischen Besatzung (auch zunehmend bei islamischen Bevölkerungsteilen) forderte Präsident Sarkis von Syriens Staatschef Assad die stärkere Ersetzung der syrischen Einheiten durch Truppen der regulären libanesischen Armee.
Was Assad natürlich gar nicht paßt: Der Libanon ist für ihn ein wichtiges Spielfeld syrischer und innerarabischer Machtpolitik. Die sich daraus ergebenden Optionen will er sich nicht aus den Händen nehmen lassen.
Wahrscheinlich deshalb auch der syrische Schlag gegen Zahle und in der Folge die Konfrontation mit Israel, das sich zur Schutzmacht der Christen im Libanon erklärt hat und im Vorgehen von Damaskus eine entscheidende Veränderung des ohnehin labilen militärischen, strategischen und politischen „Status quo“ im Libanon befürchtet.
Und durch die Stationierung der Boden-Luft-Raketen im Bekaa-Tal sieht Jerusalem jetzt auch seine Lufthoheit im Libanon bedroht, die es zur Bekämpfung der palästinensischen Freischärler-Basen im Libanon für sich beansprucht.
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