Brief an Impfskeptikerin Nina Proll: "Zeit für eine Wandlung!"

Liebe Nina Proll,

Sie werden zitiert. Medial. Weil Sie sich zu den politischen Maßnahmen geäußert haben. Schon wieder. Diesmal passt Ihnen 2G nicht. Sie bezeichnen es als „unmoralisch und menschlich verwerflich“.

Sie selbst hätten lange daran gearbeitet, sich von Zwängen zu befreien, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das solle auch so bleiben.

In einem Interview mit der Presse haben Sie einmal gesagt, Sie spielten jene Rollen am liebsten, bei denen die Figuren eine große Wandlung durchmachen. Auf die Persönlichkeit hin bezogen. Und auf die Frage, wie Sie mit Problemen umgehen, meinten Sie: „Schlimmer als jedes Problem ist die Langeweile, wenn man keine Aufgabe mehr hat.“

Also, lassen Sie mich zusammenfassen: Sie wollen sich weder langweilen noch ein Blatt vor den Mund nehmen und mögen Charaktere, die eine Wandlung durchmachen. Fällt der Groschen? Sie haben sich da in etwas verrannt. Die Angst vor der Langeweile lässt Sie über Dinge plappern, die zu komplex für Smalltalk sind. Und das wiederum verhindert, dass Sie eine Wandlung durchmachen.

Warum überraschen Sie Ihr Publikum nicht lieber? Werden Sie zu einer Person, die Sie selbst schätzen würden. Stellen Sie sich vor, Sie spielten eine Frau, die mit Verschwörungstheorien liebäugelt, mit Impfgegnern sympathisiert. Zunächst. Aber dann. Die Wandlung. Wissen Sie, die, die Sie so mögen. Bei Rollen, Charakteren. Die Frau besinnt sich. Weil sie auf dem zweiten Bildungsweg Virologie studiert. Oder weil sie wie durch ein Wunder einen schweren Verlauf überlebt. Oder weil sie auf Tinder einen Arzt kennenlernt, der sie zur Umkehr bewegt.

Denken Sie sich eine passende Wende aus. Sie sind doch die Künstlerin!

Herzlichst, Ihre Brigitte Quint

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