Demokratie versus Überwachungsstaat: Chaos und Versautes

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Brigitte Quint hat eigene Gründe, sich gegen einen Überwachungsstaat auszusprechen. Allerdings sind diese nicht unbedingt politisch korrekt.

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Brigitte Quint hat eigene Gründe, sich gegen einen Überwachungsstaat auszusprechen. Allerdings sind diese nicht unbedingt politisch korrekt.

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Dieser Tage ist viel die Rede davon, dass es gar nicht geht, wenn der Staat einen Blick in die Privaträume seiner Bürger wirft. Wer so etwas fordere, der stünde schon mit einem Bein mitten im Totalitarismus, heißt es.

Eine Debatte, die mich berührt. Peinlich berührt. So ähnlich wie jene über den Datenschutz. Alleine die Vorstellung, ein dahergelaufener Staatsbediensteter könnte Einblicke in die WhatsApp-Chats oder E-Mails der Bevölkerung kriegen, bringt ja viele auf die Palme. In mir poppen dagegen politisch inkorrekte Gedanken auf.

Würde die Polizei bei uns zu Hause vorbeischneien, wäre mir vor allem eines unangenehm: das Chaos in der Wohnung. Wer bei uns unangemeldet klingelt, muss damit rechnen, dass das Geschirr schmutzig in der Abwasch steht, der Boden nicht gesaugt ist und die Schuhe kreuz und quer herumliegen. Die Exekutive würde auf einen Schlag all meine hausfraulichen Defizite entlarven. Nach Corona-Partys, Cannabisplantagen oder Chemiewaffen müsste sie dagegen lange suchen.

Ähnlich verhält es sich mit meinen Nachrichtenverläufen. Das sind Alltags-Updates und zig Kinderfotos. Für Außenstehende so interessant wie drei Meter Feldweg. Selten schreibt mal eine Single- Freundin etwas Versautes über ihr letztes Date. Aber in Corona-Zeiten finden selbst die nicht mehr statt.

Würde ich überwacht werden, den Überwachern würden die Füße einschlafen. Ich wäre wie eines dieser Bücher, die man weglegt, sobald man die ersten beiden Sätze gelesen hat. Oder wie einer dieser Kinofilme, die man nur zu Ende schaut, weil man dafür bezahlt hat. Dass das kein Ordnungshüter je erfahren muss, ist ein Segen. Genau wie unsere Herrschaftsform. Alle Macht der Demokratie!

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Friedrich Merz und ich" oder "Petra Pan im Glitzerwahn".

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