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Der große Bruch

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Obwohl Kennedy die Politik Roo-sevelts der schrittweisen Hereinführung der Vereinigten Staaten in den Krieg mißbilligte, klebte er zu sehr an seiner Stellung, um bereitwillig die Konsequenzen zu ziehen. Schließlich aber konnten seiine Differenzen mit dem Präsidenten nicht mehr überbrückt werden und er mußte ins Privatleben zurückkehren. Er machte sich zum Fürsprecher der Isolationisten, versuchte aber gleichzeitig erfolglos, den Draht zum Weißen Haus nicht abreißen zu lassen.

Der Eintritt Amerikas in den Krieg hatte für keinen anderen Isolationisten schlimmere Folgen als für ihn. Eine Sturzflut von Beschuldigungen ging über ihm nieder.

Kennedy fand geringen Trost in Grundstücksspekulationen, die ihm mindestens 100 Millionen Dollar eintrugen. In seinen Kindern hoffte er die Erfüllung seines Ehrgeizes zu finden. Trotzdem war er keiner von den Vätern, die ihre Kinder zeitlebens beherrschen wollen. Er gründete Trusts, deren Einkommen sie unabhängig machte. Als Bernard Baruch meinte, dies sei keine gute Idee, erwiderte Kennedy: „Ich möchte, daß meine Kinder mir sagen können .Scher dich zum Teufel', wenn sie wollen.“

Der Sohn geht seinen Weg

Seine größten Hoffnungen hatte er auf seinen Lieblingssohn Joe gerichtet, der aber im Krieg fiel, bevor seine politische Karriere noch richtig angefangen hatte. Diesen Verlust hat der Vater nie überwunden. John mußte in die Fußstapfen des Älteren treten, mit dem er sich in der Kindheit so oft und erfolglos geprügelt hatte, weil er ihm die Vertretung des abwesenden Vaters nicht zugestehen wollte. Nach Meinung Wahlens hätte John Kennedy nicht unbedingt eine politische Laufbahn eingeschlagen. Es war der Vater, der ihn auf den Weg brachte und bis zum Präsidentschaftswahlkampf aus den Kulissen lenkte. Erst bei dem Kampf um das Weiße Haus machte sich der Sohn von der väterlichen Bevormundung frei. Nach den Wahlen räumte er jedoch dem Vater einen Ehrenplatz ein.

Joseph P. Kennedy, durch einen Schlaganfall der Sprache beraubt und rechtsseitig gelähmt, hat drei Kinder überlebt. Außer Joe und John seine Tochter Kathleen, die gegen den Willen der Eltern in eine Familie eingefleischter Protestanten des englischen Hochadels heiratete. Eine andere Tochter ist geistig zurückgeblieben. Man könnte meinen, daß dieser Begründer einer amerikanischen Dynastie ein Jedermann unserer Zeit ist, dazu ausersehen, zu zeigen, wie vergänglich Macht ist und wie wenig Reichtum vermag.

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