Der Türöffner

Es war im Jahr 2000. Ich studierte an der LMU. Mit einem Kommilitonen beschloss ich, eine WG zu gründen. Wir fanden eine Zweizimmerwohnung. Eine Bruchbude. Zwischen den Zimmern war keine Tür. Der Vermieter hatte auch nicht vor, eine einzubauen.

Neben uns gab es noch 20 weitere Interessenten. Wir bekamen den Zuschlag. Mein Mitbewohner in spe jobbte bei BMW. In München ist das ein Türöffner …

Uns war eher daran gelegen, eine Tür schließen zu können. In unserer Wohnung. Zwischen unseren WG-Zimmern. Also bauten wir selbst eine ein. Samt Rahmen.

Der Vermieter war ein steinreicher Hotelier aus Schwabing. Als wir nach dem Studium auszogen, weigerte er sich, uns die 1200 Euro Kaution wieder auszuhändigen. Seine Begründung: Wir hätten eine Tür eingebaut. Samt Rahmen. Zwischen den zwei Zimmern. In einer Zweizimmerwohnung. In seinen Augen eine Schnapsidee.

Wir ärgerten uns maßlos, hatten aber weder Geld noch Energie, rechtlich dagegen vorzugehen. Das Mietskautionskonto war allerdings bei meiner Bank eingerichtet. Der Schwabinger Geizhals hätte sich das Geld von dort auszahlen lassen müssen. Das hat er aber seltsamerweise nicht. Aber einfach freigegeben hat er es auch nie.

Irgendwann starb der Hotelier. Gott hab ihn selig. Meine Bank kontaktierte seine Erben. Jahr für Jahr. Die reagierten nicht. Nun hat eine Bankangestellte quer durch München telefoniert – und trieb die Enkelin meines Ex-Vermieters auf.

Was soll ich sagen. Angeblich werden in den nächsten Tagen 1200 Euro inklusive Zinsen auf mein österreichisches Konto überwiesen. Die Hälfte gehört ja meinem Ex-Mitbewohner. Mittlerweile ein hohes Tier bei BMW. Wir sind noch befreundet.

Mit Sicherheit auch deshalb, weil wir damals diese Tür eingebaut haben.